82 Fahrgäste steckten in Gondel fest

von Redaktion

Schockmoment für Zugspitz-Besucher: Wegen eines Stromausfalls mussten am Mittwochabend 82 Fahrgäste stundenlang aus einer Gondel der Tiroler Zugspitzbahn evakuiert werden. Zurück ins Tal wurden die Menschen schließlich über die deutsche Seite gebracht.

VON DOMINIK GÖTTLER

Ehrwald/Grainau – Mittwoch, später Nachmittag, kurz nach 17 Uhr: 82 Zugspitz-Besucher, zum Teil mit kompletter Ski-Ausrüstung, fahren in der Kabine der Tiroler Zugspitzbahn in Richtung Talstation. Plötzlich geht nichts mehr. Stromausfall. Etwa fünf Kilometer entfernt war wegen eines Föhnsturms ein Baum in eine Stromleitung gefallen. „Der Stromausfall hat bei unserer Bahn einen Notstopp ausgelöst“, sagt Zugspitzbahnchef Franz Dengg am Tag danach. Alle Bremssysteme wurden aktiviert, die fast voll besetzte Gondel hing auf halber Strecke zwischen zwei Stützen. Das Problem: Bei dem abrupten Bremsvorgang sprang das Zugseil der Bahn aus der Führung. Und die Fahrgäste saßen fest.

„In solchen Fällen greift unser Notfallplan“, sagt Dengg. Zweimal im Jahr proben die Mitarbeiter der Seilbahn die Evakuierung der Kabine mithilfe einer Bergegondel. „Allerdings finden die Übungen immer tagsüber bei gutem Wetter statt“, sagt Dengg. Gestern herrschten erschwerte Bedingungen: Der Wind wurde stündlich stärker, und weil in der Bergegondel nur 25 Personen Platz haben, zog sich die Evakuierung bis in die Abendstunden hin. Zuerst wurden Frauen und Kinder zurück zur Bergstation gebracht, dann die Männer und zuletzt die Seilbahn-Mitarbeiter. „Ich muss meinen Mitarbeitern gratulieren, dass das alles so gut funktioniert hat“, sagt Dengg. Um kurz nach 20 Uhr, nach drei Stunden Evakuierung, konnten die letzten Passagiere die festhängende Kabine verlassen.

Nach Angaben des Seilbahnchefs hätten die Betroffenen die Rettungsaktion „größtenteils sehr gefasst“ aufgenommen. „Für die meisten war es letztendlich ein großes Erlebnis“, sagt Dengg, auch wenn er zugibt, dass es für manche auch sehr aufregend war. Am Gipfel seien die Fahrgäste mit Tee, Semmeln und Süßigkeiten versorgt worden. Zurück ins Tal ging es dann mit deutscher Hilfe. Mit der Seilbahn Zugspitze fuhren die Passagiere nach Norden hinab zum Eibsee. Die Mitarbeiter der Bayerischen Zugspitzbahn legten dafür eine Extra-Schicht ein. „Wir haben die Seilbahn länger in Betrieb gelassen, um den Kollegen zu helfen“, sagt Verena Lothes von der Bayerischen Zugspitzbahn. Außerplanmäßig lief die Seilbahn deshalb bis 22 Uhr.

An der Talstation warteten die ersten Angehörigen auf Freunde und Familie – und schlossen sie nach stundenlangem Bangen erleichtert in den Arm. Wer nicht schon erwartet wurde, den brachten schließlich Busse in einer 20-minütigen Fahrt zurück über die Grenze nach Ehrwald. Verletzt wurde bei der Aktion niemand, alle Passagiere kamen mit dem Schrecken davon.

Gestern waren die Mitarbeiter der Tiroler Zugspitzbahn noch damit beschäftigt, das Seil zurück in die Verankerung zu führen. Heute soll die Seilbahn wieder fahren.

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