Missbrauch: Aufarbeitung muss besser werden

von Redaktion

Der Missbrauchsskandal wird das Hauptthema des Frühjahrstreffens der katholischen Bischöfe in Lingen. Der Vorsitzende, der Münchner Kardinal Marx, will Verbesserungen bei der Aufarbeitung. Aber es gibt Widerstände.

München/Lingen – Die katholischen Bischöfe wollen bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Lingen über konkrete Schritte im Umgang mit der Missbrauchskrise beraten. Konkret befassen sich die Bischöfe laut dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Münchner Kardinal Reinhard Marx, mit dem Monitoring in Sachen Missbrauchsvorbeugung, der Einrichtung von mehr unabhängigen Anlaufstellen für Opfer und einer verbesserten finanziellen Anerkennung des Leids. Zudem gehe es um die „systemischen Gefährdungen“ in der Kirche. Zu diesem Beratungskomplex gehöre die Sexualmoral, die Macht von Geistlichen und die Lebensform der Priester.

Die Frage des Zölibats werde dabei aber nicht unter dem Aspekt von Pro und Contra diskutiert, so der Kardinal. Mit einer jahrhundertealten Tradition könne so nicht umgegangen werden. Vielmehr gehe es hier um die Verbesserung von Aus- und Fortbildung von Priestern und die geistliche Begleitung von Klerikern.

Marx verteidigte, dass bei der Versammlung der Bischofskonferenz keine Vertreter von Opfer-Organisationen eingeladen sind. Es gebe Beratungen der Bischöfe einerseits und Orte des Zuhörens andererseits. Der Kardinal bekräftigte seine positive Bewertung des Vatikan-Gipfels zum Thema Missbrauch. Für die weltweite Gemeinschaft der Kirche sei es etwas Neues gewesen, das Problem deutlich zu begreifen und die Kultur des Verschweigens und des Nicht-Wahrhaben-Wollens zu überwinden. „Ich empfinde das Ganze eher als Schub“, so Marx.

Vor Beginn der Frühjahrsvollversammlung waren Forderungen nach Veränderungen laut geworden. Auf die Krise innerhalb der Kirche müsse mit „sichtbaren Reformen“ reagiert werden, sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, im ZDF-„Morgenmagazin“. Es gebe eine große Ernsthaftigkeit bei den Bischöfen und in der gesamten Kirche. Sternberg sagte, er rechne mit Änderungen hinsichtlich der Sexualmoral, der Kirchenverwaltung und der Beteiligung von Frauen an Führungspositionen.

Der Vorsitzende des Betroffenennetzwerks „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, forderte indes Taten: „Es braucht klare Schritte hin zu einer unabhängigen Aufarbeitung in den Bistümern und einer angemessenen Entschädigung für die Opfer.“ Auch Ordensgemeinschaften seien gefordert. Kommissionen, die mit Unterstützung des Staates eingesetzt würden, müssten unabhängig die „Vergangenheit“ untersuchen. Kardinal Marx warb auch für eine aktive Frauenförderung in Kirche und Politik. Früher sei er ein Gegner von Frauenquoten gewesen, heute aber sehe er die Sache differenzierter. Dass es mehr Frauen in Verantwortungspositionen gebe, geschehe nicht einfach von selbst. Bei ihren viertägigen Beratungen befassen sich die 67 Konferenzmitglieder auch mit dem Thema Frauen in kirchlichen Leitungspositionen. Eine Positionierung, ob Frauen auch zu Diakoninnen geweiht werden, sei aber nicht zu erwarten.

Ob mit dieser Antwort viele Laien und katholische Frauenverbände zufrieden sind, ist fraglich. Der Katholische Frauenverband Deutschlands überreichte gestern Abend 30 000 Unterschriften an den Osnabrücker Bischof Bode. Außerdem machten sie mit der Aktion „#MachtLichtan“ ihre Hoffnung auf eine Erneuerung der Kirche zum Ausdruck und richteten nach dem Eröffnungsgottesdienst Taschenlampen auf das Kirchenportal.  kna/dpa

Artikel 8 von 11