Augsburg – Zwei Tage nach dem Paukenschlag in Nürnberg verzichtet auch in Augsburg der Oberbürgermeister auf eine weitere Amtszeit. OB Kurt Gribl, der auch Vorsitzender des Bayerischen Städtetags ist, verkündete gestern, dass er kein drittes Mal kandidieren werde. Das OB-Amt sei ein Amt auf Zeit, begründete der 54-Jährige seinen Verzicht.
Damit stehen auf jeden Fall in zwei der drei größten bayerischen Städte bei der Kommunalwahl 2020 Wechsel bei den Rathauschefs an. Am Montag hatte bereits Nürnbergs OB Ulrich Maly (SPD) angekündigt, im kommenden Jahr nicht mehr kandidieren zu wollen (wir berichteten). Maly ist seit 2002 Rathauschef in der Frankenmetropole und galt lange als Hoffnungsträger der bayerischen Sozialdemokraten. Gribl und Maly gelten beide als sehr beliebte Rathauschefs, die gute Chancen auf eine Wiederwahl gehabt hätten. In München will hingegen Dieter Reiter (SPD) im kommenden Jahr seinen Posten als OB verteidigen.
Gribl holte 2008 als damals noch parteiloser Kandidat das OB-Amt in Augsburg für die CSU von der SPD zurück. Anschließend machte er schnell Karriere, auch in der Partei. Er galt bisher als wichtigstes kommunalpolitisches Aushängeschild der Christsozialen, nachdem München und Nürnberg seit Langem von SPD-Oberbürgermeistern regiert werden.
Der ehemalige Parteichef Horst Seehofer hatte Gribl deswegen auch als Stellvertreter in den Vorstand der Partei geholt. Gribl ließ offen, ob er sich im Herbst bei den Neuwahlen wieder um den Posten bewerben wird. „Ich schließe das nicht aus“, sagte er. Es komme darauf an, ob dies in der CSU gewünscht sei.
Ansonsten habe er noch keine konkreten Pläne für die Zukunft. „Ich strebe nichts an und schließe nichts aus.“ Gribl sagte, dass er sich zum Jahreswechsel zum Verzicht auf eine erneute Kandidatur entschieden habe. Seine Partei informierte er allerdings nun erst kurzfristig. Gribl wird durch den Verzicht auch seine Funktionen beim Bayerischen und Deutschen Städtetag verlieren, wo er Stellvertreter des Präsidenten ist.
Der Augsburger CSU-Bezirksvorsitzende Johannes Hintersberger bedauerte Gribls Entscheidung, schlug allerdings umgehend dessen Stellvertreterin Eva Weber als CSU-Kandidatin für die Kommunalwahl vor. Die 41-Jährige werde von den Verantwortlichen der CSU in Augsburg gemeinsam nominiert, sagte der Landtagsabgeordnete.
Weber muss bei einer Delegiertenversammlung allerdings noch offiziell aufgestellt werden. „Ich bin weder eine Kronprinzessin, noch sehe ich das Amt als Erbhof“, meinte die CSU-Politikerin. Weber ist derzeit in der Augsburger Stadtverwaltung für Wirtschaft und Finanzen zuständig. Die Juristin arbeitet seit 2009 in der Stadtverwaltung, seit 2014 ist sie zweite Bürgermeisterin.
CSU-Parteichef Markus Söder sagte, Gribls Verzicht komme überraschend, verdiene aber Respekt. „Zum Glück hat Augsburg eine starke Bürgermeisterin“, meinte der Ministerpräsident.
In den übrigen großen Städten zeichnet sich eher ab, dass die Amtsinhaber auch 2020 wieder antreten. So strebt der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) seine zweite Amtszeit an. Auch der Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung und sein benachbarter Amtskollege, der Erlanger OB Florian Janik (beide SPD), wollen wieder kandidieren. In Ingolstadt steht Rathauschef Christian Lösel (CSU) für eine weitere Amtszeit bereit. In Oberfranken haben sich Bambergs OB Andreas Starke (SPD) und die Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe noch nicht erklärt. In Regensburg ist wegen des Korruptionsprozesses gegen den suspendierten OB Joachim Wolbergs (SPD) alles unklar.