Erding – Die Brandmeldeanlage der Integrierten Leitstelle Erding löste um 10.01 Uhr aus. Zeitgleich ging ein Notruf per Telefon ein: „Brand im Heiliggeist-Altenheim“. Sofort rückten die Feuerwehren Erding, Altenerding, Langengeisling und Hallbergmoos zu der städtischen Einrichtung mit 157 Betten am Stadtpark aus. Die Bilder werden die Retter nicht so schnell vergessen: „Die Frau saß in Flammen im Rollstuhl“, berichtet Stadtbrandinspektor Manfred Kordick. Auch ein Zeuge vor dem Haus sah die Frau im Hochparterre wie eine Fackel lodern. Der Hausmeister hatte schon erste Löschversuche unternommen. Doch die Rentnerin war bereits tot. Sie verbrannte bis zur Unkenntlichkeit.
Hans-Peter Kammerer vom Polizeipräsidium Ingolstadt berichtet: „Wir gehen von einem Unglück mit einer Zigarette aus. Die Frau war starke Raucherin.“ Sie sei mit ihrem Rollstuhl auf den Balkon gebracht und mit einem Notrufknopf ausgestattet worden. „Mutmaßlich ist Glut auf die Kleidung der Frau gefallen“, sagt Kammerer. Aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität war es der Seniorin vermutlich nicht möglich, die Glut zu ersticken und sich in Sicherheit zu bringen.
Das ist schon tragisch genug. Hinzu kommt: In fünf Tagen hätte sie ihren 100. Geburtstag gefeiert. Oberbürgermeister und Landrat hatten ihren Besuch angekündigt.
Laut Kordick war das Feuer beim Eintreffen des ersten Löschzugs gerade dabei, auf das Mobiliar auf dem Balkon überzugreifen. In das Apartment und Bettenhaus zog dichter Qualm. Sechs Personen, darunter Ersthelfer, erlitten Rauchgasvergiftungen und kamen vorsorglich ins Klinikum. 70 Bewohner des Flügels wurden evakuiert, konnten aber im Gebäude bleiben.
Anfangs war nicht auszuschließen, dass das Feuer in dem Alten- und Pflegeheim mit teils bettlägrigen und auf den Rollstuhl angewiesenen Bewohnern übergreifen könnte. Deswegen rückte neben mehreren Feuerwehren auch ein Großaufgebot des Rettungsdienstes mit mehreren Notärzten an. Vorsorglich wurden auch zwei Rettungshubschrauber angefordert. Einer landete auf einem Bauplatz in der Nähe des Heims. Die Erdinger Feuerwehr traf um 10.05 Uhr ein, nur vier Minuten nach dem Alarm. „Um 10.08 Uhr konnten wir bereits ,Feuer aus‘ melden“, berichtet Kordick. Teils wurden mobile Verschlüsse angebracht, damit der Rauch nicht durch das gesamte Gebäude zog. Der betroffene Trakt wurde entraucht. Der Balkon und die Etage darüber wurden stark verrußt.
Das BRK-Kriseninterventionsteam und Pfleger kümmerten sich um die Bewohner. Sie hatten von der Tragödie erfahren und waren entsprechend aufgeregt. Noch am Vormittag rückten der Kriminaldauerdienst und das Kommissariat für Todesfälle der Kripo Erding an und inspizierten den Brandort. Das Apartment sowie der Fußweg entlang der Sempt zwischen Altstadt und Park wurden abgeriegelt und mit Flatterband gesperrt.
Reinhard Böhm, Geschäftsleitender Beamter im Rathaus, erklärte: „Im Haus herrscht Rauchverbot. Auf den Balkonen ist es erlaubt.“ Ob das so bleibt, könne er derzeit noch nicht sagen.