München/Freising – Eigentlich sollte es für Umweltminister Thorsten Glauber (FW) gestern ein Routinetermin werden im Umweltausschuss des Landtags. Er berichtete den Abgeordneten über die politischen Schwerpunkte aus seinem Ministerium. Doch da kamen ihm die Freisinger Fische dazwischen.
Denn der Fall von mit Malachitgrün belasteten Fischen im Landkreis Freising (wir berichteten) weitet sich aus. Nach einer neuen Untersuchung schlägt der Anglerverein Moosburg Alarm. Demnach wurde nach den Fällen in der Moosach auch bei zwei Fischen aus einem nahe gelegenen Isarabschnitt eine hohe Belastung mit dem bei Speisefischen verbotenen Arzneimittel nachgewiesen.
Im Labor des Tiergesundheitsdienstes Bayern stellten die Wissenschaftler einen Wert von 332 Mikrogramm Leukomalachitgrün bei zwei Regenbogenforellen fest, die der Michael Hartl vom Moosburger Anglerverein zur Untersuchung gebracht hatte. „Wenn man bedenkt, dass dieses Mittel seit 2004 für Speisefische verboten ist, weil es krebserregend sein könnte, und daher eine Null-Toleranz besteht, ist das ein sehr hohes Messergebnis“, stellt Hartl klar. Er ist sauer, weil die örtlichen Fischer vom Landratsamt „viel zu spät“ und nur vage informiert worden seien. „Seit Oktober essen wir diese belasteten Fische.“
Die Informationspolitik ärgert auch die Landtags-Opposition. Der SPD-Abgeordnete Florian von Brunn kritisiert: „Offensichtlich wurde weder genau untersucht, wohin die verseuchten Fische geliefert wurden, noch ob sich belastete Fische in Flüssen und Bächen befinden.“ Am schlimmsten sei aber, dass die Betroffenen offenbar völlig unzureichend informiert wurden. Auch die Ausschussvorsitzende Rosi Steinberger (Grüne) kann das Vorgehen des Landratsamtes nicht nachvollziehen. „Die Bevölkerung hat ein Recht darauf, zu erfahren, wenn Speisefische mit krebserregenden Stoffen in den Umlauf gelangt sind.“ Steinberger kündigte einen Antrag im Landtag an, mit dem die Staatsregierung zur Auskunft gezwungen werden soll.
Glauber betonte im Ausschuss, dass er sich vom Freisinger Landratsamt informieren lassen werde, was dort seit Herbst passiert ist. Außerdem habe er angeordnet, ein Monitoring, das bislang auf die Moosach beschränkt war, auch auf die Isar auszuweiten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen drei Fischzuchtbetriebe. Es gilt als wahrscheinlich, dass Angler die belasteten Fische bei einem dieser Betriebe gekauft und in Isar und Moosach ausgesetzt haben.
Die Abgeordneten lud Glauber zu einem gemeinsamen Besuch beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ein, um sich dort von den Experten über die Gesundheitsgefahren bei einer Malachitbelastung aufklären zu lassen. Denn laut LGL sind die Fische trotz der hohen Malachit-Werte nicht gesundheitsgefährdend. Aufgrund dieser Bewertung hatte das Landratsamt die Öffentlichkeit nicht informiert, wie Landrat Josef Hauner (CSU) gestern noch einmal betonte.
Die Frage, ab wann die Bevölkerung über solche Fälle informiert werden muss, beschäftigt derzeit auch den Bundestag. Dort sollte gestern spät abends im letzten Tagesordnungspunkt noch über eine Änderung des Lebensmittelgesetzbuchs abgestimmt werden. Davon erhofften sich auch Bayerns Abgeordnete Klarheit für künftige Fälle. Das Abstimmungsergebnis stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest.