von Redaktion

Der joggende Müllsammler

Wolfgang Kuchler ist leidenschaftlicher Jogger. Bei seinen Touren immer mit dabei: eine Mülltüte. Er befreit Straßengräben und Gebüsche von Unrat, freiwillig und neben dem Laufen.

Immer wieder gibt es besonders motivierende Erlebnisse für Wolfgang Kuchler. An Auf- und Abfahrten von Autobahnen oder Bundesstraßen zum Beispiel sind die Zustände besonders schlimm. Wenn der 49-Jährige aus Bergkirchen (Kreis Dachau) hier sauber macht, hat er das Gefühl, dass die Natur Danke sagt. „Das Schöne dabei ist, dass man sofort sieht, was man getan hat“, sagt er. Auch wenn das, was dort weggeworfen wird, nichts für schwache Nerven ist. Neben den Klassikern wie Papp- und Plastikbechern, Dosen und Flaschen liegen auch oft stark verschmutzte Teile und sogar volle Windeln herum.

Was Wolfgang Kuchler tut, hat einen Namen: „Plogging“. Das Wort setzt sich aus dem schwedischen „plocka“ für „aufheben“ und „Jogging“ zusammen. In Schweden werden dafür große Laufevents organisiert. Auf seiner Runde legt Kuchler etwa vier bis fünf Kilometer zurück. An besonders verschmutzen Abschnitten ist er auch manchmal mit dem Auto unterwegs, er fährt die Straßen des Dachauer Hinterlandes ab und achtet auf Grünstreifen und Gräben. „Ich gebe den Leuten einen Denkanstoß, denn ich glaube schon, dass der eine oder andere nachdenkt, wenn er sieht, wie da jemand Müll aufhebt. Es geht nicht darum, die Menschen zu reglementieren, sondern zu sensibilisieren.“ Trotzdem hofft er auf Unterstützer und Nachahmer. Sein Sammeln sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Der bisher größte Fund des Bergkirchners war ein beschädigter Motorroller, entsorgt in einem Gebüsch. Kleinere Abfälle landen in seinem Beutel. Die vollen Tüten wirft er in den nächsten Mülleimer. Die Hürde, Hinterlassenschaften anderer Menschen aufzuheben, hat er längst abgelegt. „Jeder kann und sollte etwas tun“, sagt er. Wolfgang Kuchler möchte kein Moralapostel sein. „Es geht darum, ein Bewusstsein zu entwickeln. Wir müssen von selbst wollen, dass wir unsere Umwelt sauber halten. Nur dann wird sich etwas verändern.“ Bis dahin macht er weiter. Immer mit der Hoffnung auf Unterstützer. JOHANNES PRESSLER

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