Jäger-Chef kündigt Rückzug an

von Redaktion

Nach einem Vierteljahrhundert soll Schluss sein: Jürgen Vocke, Präsident des Bayerischen Jagdverbands, will 2020 seinen Posten räumen. Vor dem Jägertag in Passau diskutieren die Mitglieder auch über das Finanzgebaren ihres Landesverbands.

VON SABINE DOBEL UND DOMINIK GÖTTLER

Passau – Im nächsten Jahr wird beim Bayerischen Jagdverband eine Ära enden. Präsident Jürgen Vocke will nach einem Vierteljahrhundert als Bayerns oberster Jäger im kommenden Jahr seinen Posten freimachen. Er wolle „ganz konkret zum nächsten Landesjägertag“ im Frühjahr 2020 in Lindau am Bodensee aufhören, sagte der 75-Jährige vor Beginn des Landesjägertages in Passau. Er gebe das jetzt bekannt, „damit in Ruhe über Nachfolger gesprochen werden kann“. Es seien zwei oder drei mögliche Nachfolger im Gespräch, es könnten aber weitere Bewerber dazukommen.

Vocke, der in Ebersberg lebt und zehn Jahre lang für die CSU im Landtag saß, hatte sich erst vor gut einem Jahr erneut an die Spitze des knapp 50 000 Mitglieder zählenden Verbandes wählen lassen – um, wie er sagte, noch einige Projekte voranzubringen. Aber: „Ich muss aufpassen, dass ich nicht ins biblische Alter komme.“

Vor dem Jägertag diskutieren die Mitglieder aber nicht nur über ihre Führung – für manche Mitglieder kommt Vockes Ankündigung um Jahre zu spät –, sondern auch übers Geld. So kritisiert etwa der ehemalige Chef der Kreisgruppe Naila (Oberfranken), Günther Ernst, in einem offenen Brief, dass beim Verband in den vergangenen Jahren Geld verschwendet worden sei. Er stellt infrage, ob sich der Verband den aktuellen Personalstand noch leisten könne und übt auch Kritik an repräsentativen Veranstaltungen wie dem jährlichen Jahresempfang am Nockherberg, wo im Januar 1300 Gäste zusammenkamen.

Die finanzielle Lage des Verbands werde derzeit geprüft, sagte Vocke: „Es haben sich ein paar Fragen ergeben.“ Es sei ein Wirtschaftsprüfer beauftragt, um das „sachlich und nüchtern“ ansehen zu lassen. „Auch bei Buchungsdingen gibt es unterschiedliche Denkansätze. Das wollen wir von außen prüfen lassen.“ Der Haushalt 2019 sei mit 60 000 Euro in Unterdeckung, das lasse sich aber mit einem Sparkurs ausgleichen. Vocke verteidigte auch die Jahresempfänge. Hier gehe es um „positive Öffentlichkeitsarbeit“. Die Kosten von rund 65 000 Euro seien zum Teil von Sponsoren übernommen worden. Nicht von allen positiv wurde 2016 allerdings die Einladung an den Stellvertreter von Ungarns rechtskonservativem Regierungschef Viktor Orban, Zsolt Semjén, aufgenommen – die Landtags-Grünen blieben deshalb weg.

In Vockes Amtszeit hat sich nach dessen Aussage der Verband modernisiert und steht finanziell gut da. Etwa gebe es heute Immobilienvermögen. Früher sei der Verband „weitestgehend ein Mitgliederverwaltungsverband“ gewesen. „Jetzt sind wir ein starker Dienstleister für unsere Mitglieder und für unsere Gesellschaft.“ Auch sei die Struktur weiblicher geworden.

Bis zum Samstag wollen sich die Jäger in Passau unter anderem mit den Dauerthemen Wolf und Artenschutz befassen. Lebensräume für bedrohte Arten gestalten zu können, sei einer der Antriebe für junge Leute, Jäger zu werden, sagte Jürgen Vocke.

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