München – Der Umweltminister wird mit lauter Musik empfangen, die aus den Boxen auf einem alten Feuerwehrauto dröhnt. Die Schüler singen „Bohemian Rhapsody“ von Queen, dann fährt Thorsten Glaubers Wagen vor. Der Minister hat sich bei den demonstrierenden Schülern absetzen lassen, die nach der Vormittagsdemo weitergezogen sind zur Hochschule am Bernd-Eichinger-Platz. Ein kurzes Gespräch, die Schüler skandieren einen ihrer Schlachtrufe, dann spurtet der Minister auf die andere Straßenseite.
Auch dort wird er erwartet: 270 Schülerinnen und Schüler sind als Vertreter ihrer Schulen zur Jugendklimakonferenz an die Münchner Hochschule für Film und Fernsehen geschickt worden. Tiffany Sanders aus Vaterstetten (Kreis Ebersberg) ist dafür sogar von ihrem Schulleiter befreit worden, „eigentlich hätte ich Nachmittagsunterricht gehabt“, sagt sie.
Sie hat sich freiwillig gemeldet, „weil ich unbedingt mitmachen wollte. Ich hoffe, dass wir zumindest für Bayern Lösungen finden“. Die 13-Jährige besucht die Phorms-Schule in München, hat eine Umwelt-AG mitgegründet, zweimal war sie bei den Klimademos von „Fridays for Future“. Heute soll die Achtklässlerin ganz offiziell mitdiskutieren zu den drei Themenbereichen Mobilität, Energie und Konsum.
Insgesamt 18 Workshops werden angeboten, aufgeteilt nach Altersstufen. Die Jugendklimakonferenz ist eine Reaktion auf die Schülerdemos, bei denen auch in Bayern Schüler freitagvormittags auf die Straße gehen. Vertreter von „Fridays for Future“ kritisierten die Konferenz als „Pseudogespräche“ – und weil sie zunächst nicht eingeladen waren. Am Ende sind mehrere Vertreter der Bewegung in München dabei.
Dass die Veranstaltung ernst gemeint ist, wünscht sich auch Lisbet Hampe aus Tutzing (Kreis Starnberg). Auch die 17-Jährige demonstriert freitags. „Wir wollen den Erwachsenen klarmachen, dass wir Veränderung wollen“, sagt die Schülerin. Sie hofft, dass „die Vorschläge, die wir hier machen, nicht belächelt, sondern ernst genommen werden“.
Er sei gekommen, um zuzuhören, sagt wiederum Thorsten Glauber. Also hört er den Vertretern von „Fridays for Future“ zu, die ein bayerisches Klimagesetz und dessen sofortige Umsetzung fordern. Er schaut bei unterschiedlichen Workshops vorbei, später diskutiert er mit, als im Plenum die Ergebnisse vorgestellt werden. Die Schüler fordern beispielsweise kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr, aber auch eine Abkehr vom E-Auto hin zur Wasserstofftechnologie. „Wir werden prüfen, welche Ideen in die laufende Arbeit an einem bayerischen Klimaschutzgesetz aufgenommen werden können“, verspricht Glauber. „Ich will den Jugendlichen eine Stimme geben.“
Auch Stefan Lindauer spricht für die Jugend, als Landesschülersprecher. Der 22-Jährige war bei einem runden Tisch mit Kultusminister Michael Piazolo Anfang März dabei, damals brachten sie die Bitte vor, dass es ein Treffen mit dem Umweltminister geben soll, sagt er. „Wir wollen wissen, wie es jetzt weitergeht.“ Die Jugendklimakonferenz sei ein erster Schritt für echte politische Mitsprache.
Tatsächlich stellt der Umweltminister Beschlüsse im Plenum in Aussicht. Er werde die Anliegen der Schüler „weitertragen ins Kabinett und in den Landtag“. Sein Ministerium solle mit gutem Beispiel vorangehen und das erste klimaneutrale Ministerium in Bayern werden. Er werde einen Klimapreis für Schulen ins Leben rufen und eine Aktion „Blühende Schulen“. Die Jugendklimakonferenz soll im kommenden Jahr fortgesetzt werden.