Jede Woche beantwortet ein Oberbayer Fragen rund um seine Heimat. Ursula Kohn, 62, zwei erwachsene Kinder (22 und 28), lebt seit Geburt in Odelzhausen (Landkreis Dachau) und arbeitet im Schloßbräustüberl. Sie liebt ihr Dorf – trotz des Lärms von der Autobahn.
Frau Kohn, sind Sie über Ostern in Odelzhausen?
Ja, ich muss arbeiten. Das Schlossgut Odelzhausen ist seit fast 100 Jahren im Besitz unserer Familie. Ich helfe im Restaurant mit und führe das kleine Hotel. An Ostern wird einiges los sein.
Kommen nach Odelzhausen viele Touristen?
Ja, es finden viele Gäste den Weg zu uns. Wir haben unser selbst gebrautes Bier und kochen mit regionalen Produkten, backen unser eigenes Brot. Unsere Lage direkt an der Autobahn A8 ist Fluch, aber auch Segen. Viele Geschäftsleute kehren auf der Durchreise bei uns ein.
Aber die Autobahn A8 ist auch ein Fluch?
Man gewöhnt sich daran. Natürlich ist die Lärmbelastung hoch, bei Westwind bekommen wir es ganz dick ab. Wir wünschen uns ein Tempolimit – auch, weil so viele Unfälle passieren. 150 Mal musste unsere Feuerwehr im vergangenen Jahr ausrücken, wenn mal drei Tage nichts passiert, sind wir froh.
Sie lieben Ihren Ort aber?
Ja, Odelzhausen ist meine Heimat. Ich habe hier eine wunderbare Kindheit mit viel Freiheit erlebt und bin tief verwurzelt. Es ist ja auch schön. Es gibt viel Wald, in dem man stundenlang spazieren kann. Wir sind touristisch auch noch nicht so überlaufen, man findet Ruhe.
Wo ist Ihr Lieblingsplatz?
Die Kapelle in Geiselwies, eine beliebte Andachts- und Wallfahrtsstätte. Sie liegt wunderschön auf einer Waldlichtung.
Ist der Ortskern von Odelzhausen auch schön?
Das Dorf ist durch die Autobahn zweigeteilt. Das alte Schloss und die Brauerei mit unserer Gaststätte liegen nördlich. Der Ortskern ist auf der anderen Seite, mit Kirche und bis dato auch einem Wirt. Der hat aber seit Anfang April geschlossen. Das Dorf ist hübsch und wächst…
Finden Sie den Zuwachs positiv?
Ich bin zwiegespalten. Ich verstehe, dass die Menschen raus aus der Stadt wollen und bezahlbaren Wohnraum suchen. Aber es finden bei uns schon eine Zersiedelung und ziemlicher Flächenfraß statt.
Ist Odelzhausen für viele nur eine Schlafstadt?
Nein. Wir haben ja auch ein großes Gewerbegebiet, das viele Arbeitsplätze bietet. Viele schätzen es, in die Arbeit radeln zu können.
Und kulturell ist auch was geboten?
Ja. Ich engagiere mich bei „Kult A8“. Das ist ein Zusammenschluss von Bürgern aus den Gemeinden Sulzemoos, Bergkirchen und Odelzhausen. Wir organisieren regelmäßig tolle kulturelle Veranstaltungen.
Interview: Aglaja Adam