München – Im Morgengrauen hoppeln sie über die Felder. Ob sie Ostereier dabei haben, daran zweifelt Thomas Schreder, Vize-Präsident des Bayerischen Jagdverbandes. Was er aber sicher weiß: „Das warme und trockene Jahr 2018 hat den Feldhasen gut getan.“ Während die Landwirte über die Trockenheit jammerten, gediehen die vielen kleinen Hasen gut. „Nasse Kälte bedeutet oft den Tod für die Junghasen“, sagt Schreder.
Seit Anfang März hat er in seinem Revier in Erding die Feldhasen gezählt. „Kurz nach Sonnenaufgang sind sie am aktivsten.“ Mit großen Scheinwerfern ist er mit Jägerkollegen noch bei Dunkelheit die Felder abgefahren. Er weiß, wo der Hase läuft, und freut sich, dass so viele Feldhasen in seinem Revier herumspringen: „Im Landkreis Erding haben wir 47 Hasen pro 100 Hektar gezählt.“ Bayernweit besiedeln durchschnittlich rund 27 Feldhasen pro Quadratkilometer Felder und Wiesen, ergab die Hasenzählung im Herbst 2018. Bundesweit sind es mit 11 Hasen pro Quadratkilometer deutlich weniger. Die meisten Hasen gibt es in Niederbayern und Unterfranken. „Feldhasen brauchen freie Flächen. Der Gäuboden gefällt ihnen, ebenso wie die Erdinger Schotterebene.“
Hasennarrische im Voralpenraum müssen dagegen mehr Glück haben, einem Meister Lampe zu begegnen: „In den Alpen sind die Feldhasen nicht zu Hause.“
Obwohl es wieder mehr Feldhasen gibt, ist ihr Bestand bedroht. Die Tierart steht auf der Roten Liste. Schuld sei die intensive Landwirtschaft. „Die Feldhasen brauchen Hecken, Feldraine und Böschungen.“ Nur dort finden sie ihre Leibspeise: die so genannte Hasenapotheke, eine vielfältige Kräutermischung mit Kamille, Kümmel oder Salbei. „Wir arbeiten gut mit den Landwirten zusammen, viele halten Randstreifen an ihren Äckern frei.“ Dort finden Feldhasen Futter.
Gleichzeitig haben aber viele andere Tiere, wie Greifvögel, Fuchs, Dachs oder Marder, die Feldhasen zum Fressen gern. „Auch wenn wir Jäger dafür kritisiert werden, die Fressfeindbejagung ist ein Schutz für die bedrohte Tierart“, sagt Schreder.
Die Frühjahrs-Hasenzählung ist zwar noch nicht vollständig ausgewertet, aber schon nahezu abgeschlossen. Fast in allen der 100 Reviere Bayerns haben Jäger sich mit ihren Scheinwerfern auf die Suche gemacht. Seit gut zehn Jahren finden die Zählungen im Frühjahr und im Herbst statt. Auch Hobby-Hasenzähler sind willkommen, sagt Schreder: „Man muss kein Jäger sein, aber in einem geeigneten Revier wohnen.“ Informationen gibt es über den Jagdverband.
Noch stehen die Chancen für Osterspaziergänger und Hasenliebhaber besonders gut, einem Langohr zu begegnen: „Die Vegetation ist noch nicht so hoch. Man kann die Feldhasen gut erkennen.“ Doch das mit dem Erkennen ist so eine Sache. „Feldhase und Kaninchen werden oft verwechselt.“ Dabei ist der Feldhase größer, braun, und hat die typischen langen Ohren. Das Kaninchen trägt graues Fell und lebt unterirdisch in einem Bau.