In Beuerberg die Heimat gefunden

von Redaktion

Heimat kann ein Ort sein. Sie kann aber auch der Dialekt sein, den man spricht, ein Leibgericht aus der Kindheit oder Idylle, die man ersehnt. Das Diözesanmuseum Freising hat im Kloster Beuerberg den perfekten Ort gefunden, den Heimatbegriff in all seinen Facetten zu beleuchten.

VON KATHRIN BRACK

Beuerberg – Der Schmied hat seinen Amboss mitgebracht. Christoph Kürzeder deutet auf das mächtige Trumm, das vor der Vitrine steht. „Das kommt uns heute absurd vor“, meint der Direktor des Diözesanmuseums Freising. Hinter geöffneten cremefarbenen Fensterläden sind Teile des Fluchtgepäcks von Ungarn-Deutschen ausgestellt, die nach dem Krieg nach Beuerberg (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) gelangt sind. „Als die Menschen geflohen sind, haben sie die für sie wichtigsten Dinge mit in die neue Heimat genommen.“

Für die Ausstellung „Heimat. Gesucht. Geliebt. Verloren“ am Kloster Beuerberg hat das derzeit selbst heimatlose Diözesanmuseum ein großes und emotional besetztes Thema gewählt. Ab dem 1. Mai zeigt das Museum neben zahlreichen Exponaten aus dem klösterlichen und weltlichen Leben im Oberland in interaktiven Stationen und mithilfe von Filmsequenzen die Vielfalt des Heimatbegriffs. In Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Verein für Heimatpflege ist außerdem ein umfassendes Begleitprogramm mit Spaziergängen, Vorträgen, Konzerten und Workshops entstanden.

„Ein Schwerpunkt liegt auf Angeboten für Kinder und Jugendliche“, sagt Johanna Eder, die als Kunstvermittlerin das Programm betreut. Ein Höhepunkt ist das mehrtägige Planspiel „Heimatministerium“, das in den Sommerferien für Kinder und Jugendliche von acht bis 16 Jahren angeboten wird. Es ist Teil eines Lern- und Lehrkonzepts, das das Museum für junge Menschen aller Altersstufen erarbeitet hat, von der Kita-Gruppe bis zur Oberstufe.

Dabei dreht sich zwar alles um Beuerberg, aber nicht ausschließlich um das religiöse Erbe des Ortes. Streng genommen, sagt Museumsleiter Kürzeder, kennt der katholische Glaube nämlich keine irdische Heimat. „Das Leben ist ausgerichtet auf die ewige Heimat im Himmel.“ Dennoch war das Kloster Heimat für seine Bewohner, und nicht nur ihre Spuren werden gezeigt – etwa in einer Fotoausstellung mit Aufnahmen, die die Schwestern 1928 in Auftrag gegeben hatten. Der ganze Ort steht im Fokus der Ausstellung: Im Gartenpavillon werden bis 30. Juni Skulpturen von Gabriele von Habsburg gezeigt. Im Refektorium, dem ehemaligen Speisesaal der Schwestern, und im Klostergarten wird Heimat in Speisen zelebriert. Ein Raum befasst sich mit der Beteiligung Beuerbergs an der Sendlinger Mordweihnacht 1705, „in der 24 junge Männer aus Beuerberg starben“.

Sich dem Heimatbegriff aus verschiedenen Richtungen zu nähern, ist im Kloster Beuerberg auf viele Arten möglich. Exponate erzählen ebenso ihre Geschichten wie Videosequenzen und Teile des Films „Der Brandner Kasper“. Christoph Kürzeder sagt: „Beuerberg hat alles, was wir gesucht haben. Hier muss man nicht künstlich einen Heimatbegriff kreieren.“

Die Ausstellung

ist von 1. Mai bis 3. November mittwochs bis sonntags sowie an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt, Erwachsene zahlen sechs Euro, Senioren vier Euro. Informationen zum Programm gibt es unter www.dimu-freising.de

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