Landshut – Am Dienstag hat vor dem Landgericht Landshut der Prozess gegen die Hintermänner eines der größten Rauschgift-Geschäfte der deutschen Kriminalgeschichte begonnen. Die Staatsanwaltschaft legt den fünf angeklagten Männern zur Last, aus Ecuador stammendes Rauschgift zwischen Sommer 2017 und Frühjahr 2018 über den Hamburger Hafen nach Deutschland gebracht zu haben, um es in den Niederlanden zu verkaufen.
Mindestens 1700 Kilo Kokain sollen Emiljan H. (38), Klajdi D. (25), Dashamir N. (34), Dario L. (22) und Alberto K. (40) aus Bananenkisten in Reifelagern in Hamburg, Bayern, im Saarland und in Hessen abgeholt haben, die zuvor per Spedition quer durch Deutschland geschickt worden waren. Dazu brachen die Männer in die Reifelager ein. Die Angeklagten schwiegen zu den Vorwürfen.
Pro erfolgreicher Bergung soll jeder der Männer 10 000 Euro erhalten haben. Doch am 16. September 2017 ging in Eitting im Landkreis Erding etwas schief: Die Bande fand die Kisten mit den Drogen nicht, stattdessen wurden die Kisten in zehn Rewe-Filialen zwischen Passau und Traunstein ausgeliefert. Als das Kokain in den Supermärkten entdeckt wurde, hefteten sich bis zu 500 Fahnder an die Fersen der Drogen-Schleuser. Durch Funkzellen-Auswertung stießen sie bei Einbrüchen in andere Reifelager auf immer dieselben Handynummern. Das Quintett unterhielt sich uncodiert über erwartete Lieferungen. Bis zu 7 000 000 Telefonate und SMS wurden belauscht, die Hamburger Wohnung von Dario L. und ein für konspirative Treffen genutztes Café observiert.
Am 25. April 2018 erfolgte schließlich der Zugriff auf der Autobahn von Hamburg Richtung Niederlande: Zuvor hatten Mitarbeiter einer Lagerhalle in Hamburg den Angeklagten rund 182 Kilogramm Kokain in ihren Opel Vivaro gereicht, während die Fahnder alles mit ansahen.
Die Männer befinden sich seit der Festnahme in Untersuchungshaft, vier von ihnen schweigen zu den Vorwürfen. Bisher hat nur Dashamir N. insgesamt sechs Taten eingeräumt. Sein Anwalt Michael Haizmann bezeichnet ihn als harmlosen Gerüstbauer, der in Hamburg in die Drogen-Szene gerutscht sei. Die Hintermänner machen weiter: Erst Anfang April tauchten bei Aldi in Rostock knapp 500 Kilo Kokain in Bananenkisten auf. Für den Prozess sind zwölf weitere Verhandlungstage angesetzt.