Depressionen auf dem Stundenplan

von Redaktion

Mehr Aufmerksamkeit für Depressionen in den Schulen ist das Ziel von einigen Abiturienten. Im Bildungsausschuss des Landtags sind sie dem einen Schritt näher gekommen.

VON SARAH REICHELT

München – Für mehr Aufklärung an Schulen zum Thema Depression in Bayern setzen sich die Schüler Alexander Spöri und Luca Zug vom jugendlichen Kollektiv MovieJam Studios aus Taufkirchen (Kreis München) ein. Dafür haben sie vor rund zwei Monaten eine Online-Petition gestartet, die inzwischen mehr als 42 500 Unterschriften hat. Im Bildungsausschuss des Landtags war die Petition gestern Thema.

„Unsere zentrale Forderung ist, dass jeder bayerische Schüler nach der Mittelstufe beantworten kann, was eine Depression ist“, erklärte Luca Zug. Die Ausschussmitglieder beschlossen die sogenannte Würdigung dieser Petition einstimmig mit der Maßgabe, einen Konzeptvorschlag bis zur Sommerpause zu entwickeln. Für Abiturient Alexander Spöri ist das überraschend: „Gestern war das Votum noch, dass man sich um Material kümmert.“ Jetzt sind die Schüler einen Schritt weiter: „Wenn man bedenkt, dass nur etwa zwei Prozent der Petitionen gewürdigt werden, ist das für uns heute eine Errungenschaft.“

Die Fraktionen äußerten sich durchweg positiv über die Forderung der Schüler. „Eure Petition ist ein großartiger erster Schritt. Ihr habt das Thema Depression aus der Grauzone herausgeholt“, sagte Gabi Schmidt (Freie Wähler). Psychische Erkrankungen seien ein Tabu-Thema in der Gesellschaft, das müsse geändert werden. Matthias Fischbach (FDP) sprach von einem „Bilderbuchbeispiel“. Die Aufmerksamkeit für solch ein Thema zu bekommen, sei wichtig.

Bereits am Dienstag stellte Kultusminister Michael Piazolo ein Zehn-Punkte-Programm zur Aufklärung über Depressionen und Angststörungen an bayerischen Schulen vor. Ein einheitliches Beratungsangebot der Schulpsychologen, Lern- und Aufklärungsvideos für Schüler und Lehrer, Infomaterial sowie konkrete Unterrichtsbeispiele in der Online-Ebene sind nur einige Punkte, die ins Auge gefasst werden sollen.

Der letzte Punkt umfasst Maßnahmen zur Stärkung der Persönlichkeit der Schüler. Dieser Punkt sorgte bei den Petenten für Unmut. Das bayerische Kultusministerium zeige dadurch, dass nur ein „mangelndes Verständnis für Depression“ vorhanden sei, heißt es in der Stellungnahme der Schüler vom Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching. „Das Ziel unserer Petition wird verfehlt“, sagen sie ganz klar. Sie empfehlen eine Orientierung am Beispiel Sexualkunde.

Verständnis in der Gesellschaft zu erreichen, sei schwierig. „Aber wir müssen den Versuch starten und in jede Klasse gehen“, sagte Ausschussvorsitzender Markus Bayerbach (AfD). Die Petition sei „ein Mosaikstein auf einem langen Weg“. Als Lehrer und Schüler „hinsehen, erkennen können und wissen“ – das sollte laut Gabi Schmidt der Idealfall sein.

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