München – Im Laufe der Woche, eventuell schon am heutigen Montag, will das Kultusministerium mitteilen, ob es einen Noten-Nachlass für das Mathe-Abitur gibt. Experten warnen dringend davor, doch die Zahl derjenigen, die so etwas fordern, ist enorm. Es gibt schon mehr als 70 000 Unterzeichner der Online-Petition auf change.org.
Auch die CSU-nahe Schüler-Union macht es dem Kultusminister Michael Piazolo, der von den Freien Wählern ist, nicht leicht. In einem offenen Brief fordert der stellvertretende Bundesvorsitzende Nicolas Schmidl aus Regensburg eine Überprüfung „aller Aufgabenbereiche bezüglich des Schwierigkeitsgrads und der Textlastigkeit“. Gegebenenfalls sei der Punkteschlüssel „dem Schwierigkeitsgrad entsprechend anzupassen“, fordert der Schülerfunktionär.
In den Vorjahren lag der Schnitt speziell bei der Mathematik-Abiturprüfung bei 3,0 mit leichten Abweichungen nach oben oder unten. Ein bayernweiter Durchschnitt für die jetzige Mathe-Prüfung lässt sich noch nicht seriös abschätzen. Das Kultusministerium hat alle Dienststellen der acht Ministerialbeauftragten angewiesen, laufend über die Ergebnisse in den bayernweit circa 1500 Mathe-Kursen unterrichtet zu werden und die Notenschnitte möglichst rasch zusammenzutragen. Dafür reichen schon die Erstkorrekturen.
Schuldirektoren warnen, im Fall eines schlechteren Schnitts dem Druck der Öffentlichkeit nachzugeben. „Ich würde die Finger davon lassen“, sagt zum Beispiel der Vorsitzender der Vereinigung bayerischer Gymnasialdirektoren, Walter Baier. Er leitet das Gymnasium in Bruckmühl (Kreis Rosenheim). An seiner Schule sei der Schnitt mit 3,25 zwar etwas schlechter, aber er glaube, dass sich das durch andere Fächer – etwa Deutsch – wieder ausgleiche. „Wenn man jetzt nachgibt, schafft man einen Präzedenzfall.“ So sieht es auch sein Kollege Heinz-Peter Meidinger, Direktor des Robert-Koch-Gymnasiums Deggendorf und Vorsitzender des Deutschen Lehrerverbands. Auch an seinem Gymnasium ist der Schnitt schlechter als 3,0. „Trotzdem: Finger weg“, rät Meidinger. DIRK WALTER