„Einsätze mit Kindern sind Stress für die Helfer“

von Redaktion

Peiting/Rettenbach – Für die Einsatzkräfte war das Unglück von Rettenbach physisch und psychisch eine Herausforderung. Dirk Wollenweber ist Pfarrer in Peiting (Kreis Weilheim-Schongau) und Beauftragter für Notfallseelsorge der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Südbayern. Er war als Feuerwehrseelsorger der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) am Unglücksort.

Wie war die Situation, als Sie eingetroffen sind?

Es waren sehr, sehr viele Einsatzkräfte vor Ort. Ich habe erlebt, wie die Führung von Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei gut zusammengearbeitet hat. Die Explosion eines Einfamilienhauses ist nichts Alltägliches, das zur „normalen“ Arbeit gehört.

Was machte den Einsatz für die Helfer besonders schwierig?

Die meisten Feuerwehrleute, die an diesem Einsatz beteiligt waren, haben auch Familien, haben selbst Kinder. Wenn Kinder beteiligt sind oder vermisst werden, ist das immer ein Stressfaktor für die Einsatzkräfte.

In welcher Funktion waren Sie am Unglücksort?

Ich bin in der Funktion des Feuerwehrseelsorgers nach Rettenbach gefahren, weil ich wusste, dass neben den Kräften aus dem Ostallgäu auch Helfer aus unserem Landkreis im Einsatz sind. Ich wollte mir ein Bild der Lage machen. Die Kollegen aus dem Ostallgäu waren ebenfalls vor Ort, mit Teams für die Betroffenen und für ihre Einsatzkräfte.

Was unterscheidet Ihre Arbeit von der Arbeit der Krisenintervention und der Notfallseelsorge?

Anders als die Krisenintervention und Notfallseelsorge, die Opfer, Angehörige oder wie in diesem Fall die Hinterbliebenen betreut, kümmern wir uns um die Einsatzkräfte. Das heißt, es kümmern sich speziell ausgebildete Feuerwehrleute wie ich um ihre Kameraden. Wir bieten im Einsatz nicht groß Gespräche an, aber wir sind für Gespräche da. Gerade am Anfang eines Großeinsatzes ist das Kümmern um die Einsatzkräfte allerdings nachrangig. Die Einsatzkräfte wollen und müssen erst mal funktionieren und arbeiten. In der Regel kommen die Einsatzkräfte zu einem späteren Zeitpunkt zum Grübeln. Wir erinnern sie dann daran, dass das, was sie gesehen und erlebt haben, nicht normal ist und dass die Reaktion darauf, zum Beispiel schlecht schlafen, eine angemessene Reaktion ist. Interview: Kathrin Brack

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