Gasleck löste tödliche Explosion aus

von Redaktion

Nach der Explosion eines Einfamilienhauses in Rettenbach im Ostallgäu haben die Helfer in der Nacht zum Montag die Leichen eines Mannes und eines Mädchens geborgen. Die Kriminalpolizei konnte in den Trümmern die Ursache des Unglücks ausmachen.

VON KATHRIN BRACK

Rettenbach am Auerberg – Mit dem Abend kam der Regen, doch die Einsatzkräfte in Rettenbach am Auerberg (Kreis Ostallgäu) hatten ihre Aufgabe noch nicht erfüllt. Sie wollten die beiden Vermissten finden, einen Vater und seine Tochter, die sie seit der Detonation am Sonntagmorgen mit vereinten Kräften und unter großen Anstrengungen suchten. Die Mutter hatten sie schon gerettet, die beiden Söhne waren zum Unglückszeitpunkt nicht im Haus und sind in Sicherheit. Also suchten sie weiter, trugen bis tief in die Nacht die Trümmer des dreistöckigen Einfamilienhauses ab.

Die Einsatzkräfte konnten die Vermissten nicht retten: Nach Mitternacht entdeckten sie die Leiche eines Mannes, am Montagmorgen dann ein totes Mädchen. „Es handelt sich bei den beiden Toten um den 42-jährigen Vater und seine siebenjährige Tochter“, sagt Jürgen Krautwald, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd-West. Beide Leichen seien im Keller gefunden worden, „aber wo sie sich zum Zeitpunkt des Unglücks aufgehalten haben, wissen wir noch nicht“.

Die Polizei geht davon aus, dass Vater und Tochter wie die 39-jährige Mutter mit dem Haus in den Keller stürzten. Laut dem leitenden Notarzt seien beide sofort tot gewesen, ihre Verletzungen ließen keinen anderen Schluss zu. Die Mutter jedoch war bei Bewusstsein und konnte durch Hilferufe auf sich aufmerksam machen. Zwei Stunden nach der Detonation wurde sie gerettet. Vernehmungsfähig ist sie aber nicht: „Sie schwebt in Lebensgefahr und ist nicht ansprechbar“, sagt Krautwald.

Die Rettungs- und Bergungsarbeiten sind Ermittlungsarbeiten gewichen. Etwa 350 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, Technischem Hilfswerk, Polizei und Bergwacht seien seit dem Vormittag vor Ort gewesen, bereits am Sonntag hat die Kriminalpolizei Kempten die Ermittlungen übernommen. Die Frage nach der Ursache treibe alle um, sagt Jürgen Krautwald, der zunächst von einem „unklaren Unglücksfall“ sprach.

Am Montagabend präsentierte die Polizei erste Erkenntnisse. Mithilfe von Spezialisten – unter anderem waren zwei Physiker des Landeskriminalamtes vor Ort – bestätigte die Polizei Spekulationen über eine defekte Gasleitung: Obwohl das Haus nicht ans Netz angeschlossen war, muss den Ermittlungen zufolge über einen längeren Zeitraum Flüssiggas aus einer Leitung in unmittelbarer Nähe des Hauses ausgetreten und in das Gebäude geflossen sein. „Wie der Schaden verursacht wurde und wie das Gas ins Anwesen gelangte, ist noch nicht abschließend geklärt“, sagt Jürgen Krautwald. Allerdings berichteten Anwohner von Baggerarbeiten, bei denen die eigentlich abgeschlossene nicht genutzte Zuleitung beschädigt worden sein könnte. Möglicher Gasgeruch, so Krautwald weiter, ginge auf dem Weg durch Erdreich und Kies verloren, weshalb es möglich ist, dass die Bewohner das Gas nicht bemerken konnten.

Die kleine Gemeinde ist derweil weit davon entfernt, zur Normalität zurückzukehren. Zumindest die materielle Not solle möglichst schnell gelindert werden. „Wir wollen der Familie und den anderen Betroffenen helfen“, sagt Rettenbachs Bürgermeister Reiner Friedl. Der Landkreis Ostallgäu hat zu einer Spendenaktion aufgerufen, um auch den Anwohnern zu helfen, deren Häuser bei der Detonation beschädigt wurden.

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