Krün – Die Isarfischer sind bereit. Wenn in den kommenden Tagen der Pegel der Isar zwischen Krün und Wallgau fällt, müssen die Mitglieder der Vereine aus Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald zum Elektrofischen ausrücken. Dann betäuben die Helfer die Fische, die sie in Wasserlöchern und trocken- gefallenen Nebenarmen finden, mit Spezialgerät und setzen sie an einer Stelle aus, an der die Isar durchgängig fließt. Auch mit der Hand bringen sie noch lebende Forellen, Äschen und Koppen in Sicherheit. So machen sie das schon seit Jahren.
Hans Schanderl, der Isarbeauftragte des Vereins, protokolliert, wenn die Isar trockenfällt, also über längere Strecken kein Wasser führt. Seit 1995 hat er 38 Fälle dokumentiert, mit Streckenangaben und Dauer. Auf bis zu drei Kilometern Länge und teilweise über Monate verschwindet der Fluss.
„Nach dem Hochwasser kommt der Trockenfall“, sagt Schanderl. Wegen des Hochwassers hat die Firma Uniper, die das Walchenseekraftwerk und das Isarwehr in Krün betreibt, das Wehr diese Woche geöffnet. So ist es nach sehr starken Regenfällen üblich. Dabei werden neben den Wassermassen große Mengen Kies ausgespült, „30 000 bis 50 000 Kubikmeter“, sagt Schanderl. Das Wasser geht, der Kies bleibt.
Das Isarwasser sickert langsam unter den Kies, und Fische, Insekten und Amphibien bleiben auf dem Trockenen oder in Wasserlöchern liegen. Während eines Hochwassers bewegen sich die Tiere in ruhigere Gewässer, vor allem in die Randbereiche. Das sind jedoch die Bereiche, die als erste trockenfallen. „Es wäre nicht so dramatisch, wenn der Pegel natürlich zurückginge. Dann hätten die Fische Zeit, sich zu orientieren und in tiefere Gewässer zu finden“, sagt Günther Hensel, der Vorsitzende des Garmisch-Partenkirchener Vereins. „Wenn das Wehr geschlossen wird, fällt der Pegel aber schlagartig. Und unzählige Tiere verenden.“
Seit Jahren fordern Schanderl, Hensel und die Fischer, dass vor dem Wehr ein Kiesfang gebaut wird. Darin könnte der Kies abgefangen und später ausgebaggert werden. „Man müsste nicht mehr so oft im Fluss baggern, um den überschüssigen Kies abzutragen“, sagt Hans Schanderl. Etwa 500 000 Euro würde der Bau kosten.
Das zuständige Wasserwirtschaftsamt Weilheim unterstützt die Forderung nach einem Kiesfang oberhalb des Krüner Wehrs. Die Behörde hatte 2014 ein Gutachten in Auftrag gegeben, das belegte, dass ein Kiesfang die Situation an der Oberen Isar entspannen könnte. „Wir haben die Planung der Regierung von Oberbayern vorgelegt“, sagt Johannes Riedl, Abteilungsleiter beim Wasserwirtschaftsamt. „Bevor eine Entscheidung fallen kann, muss aber noch einiges abgeklärt werden, vor allem hinsichtlich des Umweltschutzes.“
Die Naturschützer, so Riedl weiter, befürchten einen erheblichen Eingriff in ein empfindliches Gebiet. „Wir teilen diese Einschätzung nicht.“ Er verstehe trotzdem alle Beteiligten. „Man darf dennoch nicht vergessen, dass es sich nicht um eine naturbelassene Strecke handelt. Hier wird seit 1923 in die Natur eingegriffen.“ Anfang Juli sei ein Treffen geplant.
Hans Schanderl und der Kreisfischereiverein wollen sich weiter beharrlich dafür einsetzen, dass die Bestände in der Isar zwischen Krün und Wallgau stabil bleiben. Und bis eine aus ihrer Sicht notwendige bauliche Lösung umgesetzt wird, halten sie sich bereit, so viele Fische wie möglich zu retten. So wie in über hundert Einsätzen zuvor.