München – Der neue DAK-Gesundheitsreport für Bayern ist ernüchternd – im doppelten Sinn, muss man sagen. Denn: Süchtige Arbeitnehmer sind zweimal so oft krankgeschrieben wie nicht süchtige – vor allem der Alkohol treibt die Zahl ihrer Fehltage nach oben. „Der riskante Umgang mit Alkohol bleibt ein zentrales Problem, das auch gravierende Folgen für die Arbeitswelt hat“, sagt Sophie Schwab, Leiterin der Landesvertretung der DAK-Gesundheit Bayern.
Etwa 653 000 Bayern weisen einen riskanten Alkoholkonsum auf, heißt es im Report. Bei einer Befragung gab jeder zehnte Arbeitnehmer mit fragwürdigem Trinkverhalten an, im vergangenen Vierteljahr wegen Alkohol abgelenkt oder unkonzentriert bei der Arbeit gewesen zu sein. Bei den Arbeitnehmern mit einer möglichen Abhängigkeit war es sogar fast jeder zweite. „Das Risiko einer Alkoholsucht steigt, wenn ein starkes Missverhältnis zwischen der Arbeitsverausgabung und der Arbeitsbelohnung besteht“, sagt dazu Peter Raiser, Vize-Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, im „Zeit“-Interview. „Wenn Mitarbeiter meinen, diesen Stress abbauen zu können, indem sie abends ein Bier trinken, können sie schnell ein risikoreiches Konsumverhalten entwickeln.“
Auch wenn der Missbrauch von Alkohol die meisten suchtbedingten Fehltage verursacht, bleibt dem Report zufolge das Rauchen in Bayern die am meisten verbreitete Sucht: Ungefähr 1,2 Millionen Erwerbstätige (17,4 Prozent) seien zigarettenabhängig. Hinzu kämen vier Prozent aller Erwerbstätigen, die E-Zigaretten nutzten. DAK-Expertin Schwab warnt: E-Zigaretten führten ebenso in die Abhängigkeit wie herkömmliche.
Ein zunehmend großes Problem ist die Spielsucht: Der Report kommt hier zum Ergebnis, dass ungefähr 86 000 der rund 6,9 Millionen Erwerbstätigen computerspielsüchtig sind. Rund 380 000 Beschäftigte zeigten zudem ein „auffälliges Nutzerverhalten“. Vor allem jüngere Arbeitnehmer von 18 bis 39 Jahren seien betroffen.
„Suchtprobleme im Job sind kein Nischenthema“, sagt DAK-Expertin Schwab. Zumal die Betroffenen in den Betrieben nicht nur wegen ihrer Suchtproblematik fehlten, sie sind zudem bei allen anderen „Diagnosegruppen“ überproportional vertreten: „Besonders deutlich ist der Unterschied bei den psychischen Leiden“, heißt es.
Insgesamt ist 2018 der Krankenstand im Freistaat im Vergleich zum Vorjahr minimal um 0,1 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent gestiegen. Das heißt, dass an jedem Kalendertag des Jahres im Schnitt 3,7 Prozent der DAK-Mitglieder im Freistaat arbeitsunfähig waren. bn/dpa