Hochburgen und Tiefschläge

von Redaktion

15 ABGEORDNETE aus Bayern für Europa – CSU mit Weber-Effekt in Niederbayern

VON DIRK WALTER

München – Ost gegen West, Großstadt gegen Land – die Europawahl zeigt, dass der Freistaat bei der Wahl zerklüftet war. Nicht so stark wie Deutschland insgesamt, aber doch mit bemerkenswerten Unwuchten. Hier ein Überblick über Hochburgen und Tiefschläge.

In 93 der 96 bayerischen Landkreise und kreisfreien Städte wurde die CSU die stärkste Partei – nur in München, Erlangen und Würzburg sowie in der Stadt Freising waren das die Grünen. Stimmenrekorde erzielte die CSU diesmal im Landkreis Kelheim – in Wildenberg, Wohnort von CSU-Spitzenkandidat Manfred Weber, kam die Partei auf 74 Prozent, im Nachbarort Kirchdorf sogar auf 75,6 Prozent. Dagegen schauen sogar traditionelle CSU-Hochburgen wie Jachenau (66,1 Prozent) blass aus. Überhaupt ist die CSU in Niederbayern wieder dominant, sie erreichte im Regierungsbezirk 53,4 Prozent – nach den 39,3 Prozent bei der Landtagswahl dürfte das Balsam für die Seele der Partei sein. Zum Vergleich: In Oberbayern waren es jetzt 37,4 Prozent, in Mittelfranken sogar nur 36 Prozent.

Stärkster Landkreis für die CSU war Straubing-Bogen (58,7 Prozent), in Dörfern wie Irlbach oder Fürsteneck im Nachbarlandkreis Freyung-Grafenau kam sie nahe an die 70 Prozent. „Das war auch ein Manfred-Weber-Effekt, ohne Zweifel“, sagt Bernd Sibler, Wissenschaftsminister und CSU-Bezirksvize aus Plattling (Kreis Deggendorf) – dort, wo die AfD noch vor zwei Jahren Erdrutschgewinne feiern konnte. „Wir haben unsere Strategie geändert“, sagt Sibler. Nun gebe es „eine klare Kampflinie“ gegen die Rechten. Auch die Ibiza-Affäre in Österreich und das „desolate“ Erscheinungsbild der AfD im Bayerischen Landtag hätten geholfen.

Die AfD hingegen schrumpft. 8,5 Prozent landesweit sind 1,7 Prozentpunkte weniger als bei der Landtagswahl im vergangenen Oktober. Am besten schnitt die AfD erneut in Niederbayern ab, dort wiederum war der Kreis Regen der für die Partei ertragreichste (13,3 Prozent). Der Trend abwärts ist auch in kleinen Dörfern sichtbar: In der Bayerwald-Gemeinde Mauth (Kreis Freyung-Grafenau) hatte die AfD bei der Bundestagswahl 2017 noch 28,1 Prozent geholt. Jetzt hat sich das halbiert. An die großen Erfolge bei der Bundestagswahl konnte die AfD auch in Oberbayern nicht anknüpfen. Im Landkreis Rosenheim etwa kam sie jetzt auf 8,3 Prozent, nur in den Landkreisen Mühldorf und Pfaffenhofen sowie in Ingolstadt kam sie noch knapp über zehn Prozent. Als relativ stabil erwies sich für die AfD allerdings Waldkraiburg – das dortige Ergebnis von 15,9 Prozent ist nicht viel schlechter als das bei der Bundestagswahl 2017 (19,9 Prozent).

Auffällig auch: Der Landkreis Regen ist bayernweit, wenn nicht deutschlandweit, erneut der Landkreis mit der niedrigsten Wahlbeteiligung: Nur 47,6 Prozent der Bürger gingen dort zur Wahl. In Starnberg waren es 71,6 Prozent – das ist bayernweit Rekord. Der Bundesdurchschnitt lag bei 61,4 Prozent (Bayern 60,9 Prozent – plus 20 Prozent gegenüber der Europawahl vor fünf Jahren).

Traurig sieht es für die SPD aus, die mit 9,3 Prozent wie schon bei der Landtagswahl unter der Zehn-Prozent-Marke blieb. Ihr bestes Ergebnis erzielten die Sozialdemokraten im Landkreis Wunsiedel (15,4 Prozent). Im Kreis Straubing-Bogen rutschten sie unter die Fünf-Prozent-Marke – Negativrekord. Für die SPD-Europaabgeordnete Maria Noichl ist das nicht überraschend. „Es kommt aber jetzt erst in Berlin richtig an, dass wir nicht mehr zweitstärkste Kraft sind – und zwar bundesweit.“ Jetzt gehe es darum, die Partei bis zur Kommunalwahl 2020 neu aufzubauen. „Wir haben immerhin die meisten Oberbürgermeister.“

Nicht mehr als ein Achtungserfolg sprang für die Freien Wähler heraus. Die Aiwanger-Partei kam in Bayern auf 5,3 Prozent, das beste Resultat gelang im Oberallgäu (13 Prozent). Die Liberalen blieben mit bayernweit 3,4 Prozent hinter ihren Erwartungen zurück. Selbst im Landkreis Starnberg lief es mit 5,8 Prozent eher mau, ebenso in der traditionellen Hochburg Grünwald mit 8,8 Prozent.

Artikel 7 von 11