München – Die Gründe für Probleme vieler Schüler im Fach Mathematik liegen aus Sicht des Deutschen Lehrerverbandes schon in der Grundschule. „An Grundschulen hatte man bei der Modernisierung des Mathematikunterrichts nicht immer eine glückliche Hand“, sagt Präsident Heinz-Peter Meidinger. Im Zuge des Mathe-Abiturs in diesem Jahr, das Schüler in mehreren Ländern zu schwierig fanden und zum Anlass für Online-Petitionen nahmen, wird bundesweit wieder über Matheunterricht diskutiert.
Änderungen von Additions- und Subtraktionsmethoden seien unnötig und hätten mitunter zu Problemen in den weiterführenden Schulen geführt, so Meidinger. Wahrscheinlichkeitsrechnung, Algorithmen, Statistik, Zinsrechnung, Informatik seien wichtiger geworden. „Dafür sind andere Gebiete in den Hintergrund getreten, etwa das Kopfrechnen in der Grund-, Unter- und Mittelstufe, Binomialverteilung, Simulationen, Differentialgleichungen in der Oberstufe.“
Es bleibe abzuwarten, ob die geringere Wertschätzung von Einmaleins und Kopfrechnen in der Grundschule im Vergleich mit sogenannten Näherungsaufgaben wirklich einen Zuwachs an mathematischer Kompetenz bringe. „Beispielsweise zeigt sich dann später, wenn es um die Zerlegung von Zahlen geht, dass viele Schüler nicht mehr erkennen, welche Zahlenprodukte in einem Bruch stecken.“
Die Abschaffung von Mathe-Leistungskursen in einigen Bundesländern und die Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8) in den alten Ländern haben nach Meidingers Einschätzung dazu geführt, dass das Unterrichtsvolumen gerade an Gymnasien deutlich reduziert wurde. Dadurch bleibe zu wenig Zeit für Übung und Vertiefung. Vor allem leistungsschwächere Schüler litten darunter, dass besonders in der Mittelstufe Zeit für die Einübung von Routinen fehle. lby