München – Das schwedische Unternehmen „Voi“ will von diesem Sommer an in München Elektroroller zur Leihe anbieten. Sie ähneln den seit den 1990ern beliebten Klein-Tretrollern – nur dass sie mit Batterie-Energie auch ohne Muskelkraft fahren. Verfügbar sollen die Gefährte im ganzen Stadtgebiet sein – der Nutzer lädt die Voi-App herunter und rollt, nach einer Aktivierungsgebühr von einem Euro, für 15 Cent pro Minute seiner Wege. So der Firmenplan, den die Stadt derzeit prüft.
In acht europäischen Ländern ist die 2018 in Stockholm gegründete Firma bereits aktiv, unter anderem in den Metropolen Paris und Lissabon sind ihre E-Roller Teil des Straßenbilds. Aber passen sie auch nach München? Wie viele E-Roller sind hier vorgesehen? Dazu hält sich das Unternehmen noch bedeckt. „Die Flottengröße wird gerade mit der Stadt abgestimmt“, sagt Christopher Kaindl, Marketing-Chef von Voi in Deutschland. Dem Vernehmen nach ist zum Start aber von mehr als 1000 Stück die Rede. „Die Entscheidung für den Starttermin liegt nicht bei uns. Eine neue Regelung speziell zu E-Rollern tritt voraussichtlich zum 15. Juni in Kraft – die warten wir noch ab“, sagt Kaindl.
Die neue Regelung ist nötig, weil E-Roller nicht in eine der bislang existierenden Fahrzeugklassen passen. Sie haben, anders als Fahrrad, Moped oder Traktor, keinen Sitz. Kaindl gibt sich aber zuversichtlich, dass ihr Service „spätestens im Sommer“ genehmigt wird. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) erarbeite gerade einen Leitfaden für Kleinstfahrzeuge, sagt er.
Im Gegensatz zu den schweren, gelben „Obikes“ sind die E-Roller tatsächlich grazil. Die Leihräder des Anbieters aus Singapur lagen in München schnell in der Isar oder hingen in Bäumen. Wütende Bürger machten sich so Luft. Inzwischen sind diese Leihräder aber aus dem Stadtbild verschwunden. Allerdings gibt es auch über E-Roller Beschwerden, etwa in Oslo, wo es bereits Leihsysteme gibt: Die Nutzer fahren zum Beispiel zu zweit auf den Rollern, wird berichtet. Und die Gefährte werden nach der Ausleihe oft gedankenlos mitten auf Gehwegen abgestellt.
Das schwedische Start-up schreibt sich neben Nachhaltigkeit auch eine enge Zusammenarbeit mit den jeweiligen Städten auf die Fahne. „Öffentlicher Grund ist ein rares Gut für Bürger“, räumt Kaindl ein, und deshalb sei man gerade auch „im engen Austausch mit dem Kreisverwaltungsreferat“. Die E-Roller, die 20 Stundenkilometer erreichen, dürfen auf Radwegen und Straßen gefahren werden, auf Gehwegen sind sie tabu.
In den kommenden Wochen soll das E-Roller-System auch in den Bezirksausschüssen thematisiert werden. In Schwabing-West war dies Mittwochabend bereits der Fall. Dabei wurde durchaus Skepsis laut: Wo sollen die Gefährte stehen, wie werden sie geladen und gewartet? Die neue Mobilität wirft noch viele Fragen auf. Das Gremium beschloss deshalb, bei der Stadt eine Infoveranstaltung zu dem Thema zu beantragen.