Nach der Kälte kommt der Sommer

von Redaktion

Nach 13 Monaten war der Mai der erste Monat, der nicht zu heiß war. Im Gegenteil: So kalt war es seit 1991 nicht mehr. Doch der Trend ist nur kurzzeitig gestoppt: Jetzt kommt die Wärme zurück.

VON CLAUDIA SCHURI

München – Vom Wonnemonat kann keine Rede sein. Kalt, regnerisch und wenig Sonnenschein: Der Mai hat in Bayern die lang anhaltende Wärme-Periode beendet. „Wir haben noch einmal einen großen Schwung Kaltluft abbekommen“, erklärt Karsten Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. „Der Mai war nach 13 Monaten der erste Monat, der nicht zu warm war.“ In einigen Gegenden in Bayern zeigte das Thermometer sogar Minusgrade an: Die tiefste Temperatur meldete Oberstdorf (Kreis Oberallgäu) am 7. Mai mit Minus 5,4 Grad Celsius. Dort traten insgesamt zehn Frosttage auf.

Im Schnitt hatte es in Bayern im Mai 10,2 Grad – das sind 1,5 Grad weniger als der Mittelwert in der Referenzperiode von 1961 bis 1990. So kalt wie heuer war es seit 28 Jahren nicht mehr: 1991 betrug die Durchschnittstemperatur nur 8,7 Grad.

Kennzeichnend für das Wetter im Mai waren außerdem viel Regen und wenig Sonnenschein: Nur 160 Stunden strahlte die Sonne vom Himmel – im Mittel in der Referenzperiode zwischen 1961 und 1990 waren es 194 Stunden. Mit annähernd 130 Litern pro Quadratmeter war Bayern außerdem das niederschlagsreichste Bundesland in Deutschland. Die Zugspitze erreichte am 29. Mai zudem mit 6,40 Metern die höchste Schneedecke seit Februar 1981.

Auf Niederschlag hatten vor allem die Landwirte dringend gehofft. „Nach der Trockenheit im letzten Jahr und auch im April war Regen wirklich dringend notwendig“, erklärt Markus Peters vom Bayerischen Bauernverband. Die Situation hätte sich jetzt zwar ein wenig entspannt – doch erholt hätten sich der Wasserhaushalt und die Felder von der Dürre trotzdem noch nicht. „Die Regenfälle kamen oft in so geballten Ladungen, dass die Böden gar nicht aufnahmefähig genug waren“, erklärt Peters. In Jachenau-Tannern (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) beispielsweise verzeichnete der Deutsche Wetterdienst in 72 Stunden sogar 231,4 Liter Wasser pro Quadratmeter und in Balderschwang (Kreis Oberallgäu) kamen in 48 Stunden 220,1 Liter zusammen.

Derartige Starkregenfälle würden die Schädlingsgefahr erhöhen, so Peters. „Extreme Wasseransammlungen bieten das Potenzial, dass sich Schädlinge gut entwickeln können“, sagt er. „Noch ist es aber zu früh, um Alarm zu schlagen.“ Generell hätten die Landwirte damit zu kämpfen, dass es im Wetter immer mehr Extreme gebe: „Wir bräuchten wieder Kontinuität“, hofft er. „Am besten wäre ein regelmäßiger Wechsel zwischen Sonnenschein und lauem Landregen.“

Tatsächlich geht der Trend jedoch in eine andere Richtung: „Durch den Klimawandel müssen wir uns immer mehr auf lang anhaltende Wärme- und Kälteperioden einstellen“, sagt Karsten Friedrich. Auch wenn heuer der Mai sehr kalt war, sei die Tendenz eindeutig: „Es wird definitiv wärmer“, so Peters. „Auch für den Mai zeigt die Trendgerade nach oben.“ So hätte es von 1881 bis 2018 im Mai einen Temperaturanstieg von 1,3 Grad gegeben.

Auch heuer soll der Sommer warm werden. Über eine Analyse der Ozeanzirkulation und mithilfe verschiedener Klimarechenmodellen versuchen Meteorologen, Langzeitprognosen zu erstellen. „Die Jahreszeitvorhersagen sind zwar noch sehr experimentell“, erklärte Karsten Friedrich. „Aber nach jetzigem Stand gehen wir davon aus, dass der Sommer von Juni bis Ende August wieder ein bisschen zu warm sein wird.“

Am Wochenende jedenfalls soll es dank Hoch Pia sonnig und warm werden. Am Samstag sind bis zu 28 Grad und am Sonntag in Unterfranken sogar bis zu 31 Grad vorausgesagt.

An den Ausflugszielen in Bayern wird der Ansturm groß sein. Darauf hofft zum Beispiel die Bayerische Seenschifffahrt. Das kalte Wetter im Mai hätte sich schon auf die Besucherzahlen ausgewirkt, so Pressesprecher Marcus Weisbecker. Die Bilanz für den Monat sei „nicht übermäßig.“ Sorgen macht er sich trotzdem noch nicht: „Dafür hatten wir herrliche Osterferien“, berichtet er. Und mit dem Vorjahr sei dieser Mai sowieso nicht vergleichbar, da 2018 die Pfingstferien bereits im Mai waren. „Wir rechnen deswegen für unsere Bilanz die Monate Mai und Juni immer zusammen“, so Weisbecker. „Jetzt hoffen wir auf schönes Wetter in den Pfingstferien und an den Wochenenden“, sagt er. „Und ganz wichtig ist auch immer der August.“

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