Dießen – Freitagabend fand auf dem Sportplatz des MTV Dießen ein denkwürdiges Spiel der Altherrenmannschaft gegen Gäste aus Eichenau (Kreis Fürstenfeldbruck) statt – 3:1, so der Endstand. Aber in Erinnerung bleibt den Mitwirkenden die Begegnung aus anderen Gründen: Es ereignete sich ein Mückenangriff auf einen der Spieler. Der Mann kam sogar ins Krankenhaus. Schwarze Insektenschwaden hatten zuvor den Fußballplatz belagert. „Eine Katastrophe war das“, sagt Dießens Abteilungsleiter Christian Winterer (55).
Es passte ja auch alles zusammen, was den weiblichen Mücken Freude macht: Sinkende Sonne, schwüle Temperaturen, verschwitzte Sportler. Dann die unmittelbare Nähe des Platzes zum Feuchtgebiet am Zufluss der Ammer im Süden. Besonders schlimm traf es einen Spieler aus Eichenau. „Der war leichenblass“, erinnert sich Winterer. In der Pause kam die Ambulanz. Möglicherweise, weil der Mann einen allergischen Schock auf die vielen Stiche erlitt.
Der Ammersee ist zurzeit ein Brennpunkt des Kampfes gegen die Mücken, die aufgrund der üppigen Niederschläge im Mai, der Überschwemmungen und der großen Pfützen prächtig gedeihen. Mediziner berichten von entzündeten Stichen, die ärztlicher Behandlung bedürfen, an abendliche Spaziergänge ist nicht zu denken. Fußballchef Winterer beispielsweise, würde gerne im Garten grillen. „Aber da wird man ja aufgefressen.“ Der heimische Verein „Mückenplage? Nein danke!“ bemüht sich, hier Abhilfe zu schaffen, ihm geht es aber nicht um die Ausrottung der Tiere, sondern um deren Erforschung. Das im Namen erklärte Ziel des Vereins befindet sich aber sozusagen noch im Larvenstadium, zunächst soll eine Kartierung des Stechmückenvorkommens in der Region vorgenommen werden, 30 000 Euro soll das Projekt kosten, Spender werden gesucht. „Solange es keine Kartierung gibt, gibt es keine Basis für mögliche Maßnahmen“, heißt es vom Verein.
Sicher dürfte dem Südufer des Sees ein Platz in dieser Karte sein, dort erstreckt sich das Feuchtgebiet mit seinem Vogelbeobachtungsturm. Von oben blickt man über die Mündung der alten Ammer und die ganze Bucht. Normalerweise ein Erlebnis, aber momentan hat dort keiner ein Auge für die Aussicht – man muss sich dichter Mückenwolken erwehren. Am südlichen Ortsrand von Dießen hat sich die Anwohnerin Annette Scholl eine Art Schutzrüstung zugelegt, um zumindest die wichtigsten Gartenarbeiten, wie Blumengießen, erledigen zu können. Rund um die Krempe ihres spanischen Sonnenhuts brachte sie Insektengitter an. Werde es schlimmer, werde sie sich um eine Imkerausrüstung bemühen.
Doch ob es heuer wieder so schlimm kommt, ist völlig ungewiss, wie Helge Kampen vom Friedrich-Loeffler-Institut betonte. „Man kann keine zuverlässigen Voraussagen machen.“ Wenn es jetzt wieder ein trockener Sommer wird, dann haben die Mücken wenig Chancen, sagt der Infektionsmediziner.