NACHGEFRAGT...

„Es stehen nur noch Stängel“

von Redaktion

Nicht nur Autos, Dächern und Oberleitungen hat das schwere Unwetter in Südbayern gestern zugesetzt. Auch die Landwirte sind betroffen. Bei Georg Angermeir aus Feldmoching hat der Hagel auf den Feldern und auf dem Hof für große Schäden gesorgt. Der 59-Jährige kann sich nicht erinnern, dass es im Norden Münchens schon mal ein Unwetter mit diesen Ausmaßen gegeben hätte.

Herr Angermeir, wo waren Sie, als das Gewitter gestern über Feldmoching hinwegzog?

Wir waren gerade auf dem Acker und haben Kartoffeln bereinigt, als es gegen 18 Uhr auf einmal richtig finster wurde. Da haben wir gesagt, jetzt fahren wir lieber heim. Wir sind noch trocken ins Auto eingestiegen, aber dann schon nicht mehr zum Hof gekommen, weil die Bäume über der Straße lagen. Und dann kam der Hagel.

Wie groß sind die Schäden bei Ihnen?

Auf dem Acker hat es uns richtig erwischt. Bei den Ackerbohnen liegt der Schaden auf einer Fläche von ungefähr zehn Hektar wahrscheinlich bei hundert Prozent. Bei den Kartoffeln stehen teilweise nur noch die Stängel da und auch die Braugerste dürfte zu 80 Prozent zerstört sein. Da hat der Hagel einfach die Ähren abgeschlagen. Am Hof hat es uns ganze Stücke aus den Dachplatten rausgerissen. Neben unserer Halle ist sogar eine Fasanenhenne von den Hagelkörnern erschlagen worden.

Sind Sie versichert?

Am Hof sind wir sturmversichert, aber da hat im Moment keiner Zeit, um zu helfen. Die sind alle damit beschäftigt, die Privathaushalte einzudecken. Unser Nachbar, der Feuerwehrkommandant, ist um 2 Uhr nachts heimgekommen – jetzt richtet er gerade sein eigenes Dach. Also machen wir es auch selber, wir sind gerade mittendrin. Das nächste Gewitter ist ja schon angesagt. Hagelversicherung für die Felder haben wir keine, weil es bei uns eigentlich nie hagelt. So eine Versicherung haben hier in der Gegend nur sehr wenige abgeschlossen. Also müssen wir jetzt mal sehen, wie es weitergeht.

Haben Sie so ein Unwetter schon mal erlebt?

Als Lehrling in Höhenkirchen hat uns der Hagel mal richtig zerhaut. Das muss um 1980 herum gewesen sein. Das hatte eine ähnliche Dimension. Aber das war im Süden, wo es öfter mal hagelt. Im Münchner Norden hab’ ich so etwas noch nie erlebt.

Interview: Dominik Göttler

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