München – Wer heutzutage im Supermarkt durch die Regale schlendert, stößt dabei auf Lebensmittel aus allen Ecken der Welt. Arganöl, Baobab-Fruchtfleisch, Nonisäfte, Matchatee oder Insektenmehl – alles Produkte, die vor einigen Jahren noch kaum auf bayerischen Tellern landeten. Die Hersteller werben ausgiebig für ihr sogenanntes Superfood, es sei reich an Nährstoffen und gut für die Gesundheit. Doch stichprobenartige Kontrollen des Landesamts für Gesundheit (LGL) und Lebensmittelsicherheit haben ergeben: „Diese Werbeaussagen haben oft keinen Realitätsbezug“, wie Behördenchef Andreas Zapf gestern im Umweltausschuss des Landtags sagte. Manche der Produkte seien sogar gesundheitsschädlich.
Superfood, oder „Novel Food“, wie die neuartigen Lebensmittel beim LGL genannt werden, waren ein Schwerpunkt im aktuellen Jahresbericht der Behörde, den Zapf gestern den Abgeordneten vorstellte. So sprach das LGL etwa bei zehn neuen Nahrungsergänzungsmitteln Beanstandungen aus, darunter etwa Bachblütenessenzen, Mariendistel oder Hanf-Extrakte.
Zwei Produktgruppen hob Zapf besonders hervor: Lebensmittel, die aus dem Moringa-Baum hergestellt werden, als getrocknete Blätter etwa in Tees oder als Pulver in Smoothies und Speisen verwendet werden, und für die der Hersteller mit dem Slogan „die nährstoffreichste Pflanze der Welt“ warb. Und Algen-Produkte, die entweder als Speisealgen oder in Tabletten und Kapseln als „grüne Wunderwaffe“ angepriesen wurden. 105 Proben untersuchte das LGL aus diesen beiden Produktgruppen – und nicht weniger als 44 Proben wurden beanstandet.
Auch bei einem weiteren Trend warnte Zapf vor Irreführung. Alternativen zu Kunststoffartikeln seien häufig nicht besser als das Original aus Plastik. So wurde etwa in Einweggeschirr aus Bambus bis zu 40 Prozent Formaldehyd und Melamin gefunden, also Kunststoffe. In Tellern aus Laub- und Palmblättern fand das LGL Pestizidrückstände.
Für diese Erkenntnisse der Lebensmittelkontrolleure gab es Lob von den Abgeordneten. Doch ganz ohne Kritik kam Andreas Zapf nicht davon. Beim Umgang mit der PFOA-Belastung im Landkreis Altötting warfen SPD und Grüne den Behörden eine verfehlte Informationspolitik vor. Und auch bei den mit Malachitgrün belasteten Fischen, die unter anderem im Landkreis Freising gefunden wurden, schimpften SPD und Freie Wähler über große Defizite bei der Öffentlichkeitsarbeit. Hier verwies Zapf allerdings auf die Landratsämter, für diese Warnungen sei das LGL nicht zuständig. DOMINIK GÖTTLER