Kinder lieben Taxi Mama

von Redaktion

Bayerische Mobilitätsstudie: Reichhart ruft zu Umdenken auf

München – Taxi Mama ist weit verbreitet: Fast ein Drittel (29 Prozent) der Schulkinder im Freistaat werden mit dem Auto zur Schule gefahren. Diese erstaunlich hohe Zahl ist neben der Zunahme der E-Bikes (wir berichteten) ein weiteres Ergebnis der Mobilitätsstudie, für die gestern eine Regionalauswertung Bayern vorgestellt wurde. So einem hohen Anteil könne man nicht hinnehmen, sagte Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU). Er rief die Kommunen dazu auf, mehr Einbahnregelungen oder Fahrverbote für Pkw vor Schulen zu erlassen. Auch die Eltern müssten stärker sensibilisiert werden.

Für die Analyse hatten Forscher des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (Infas) Wegedaten von über 100 000 Personen in Bayern ausgewertet. Dabei ergab sich eine Fülle interessanter Daten:

. 86 Prozent aller Bayern sind mindestens einmal am Tag unterwegs, was im Umkehrschluss heißt, dass 14 Prozent den ganzen Tag daheim sind.

. Der sogenannte Modal Split, also die Anteile der Verkehrsmittel wie Fahrrad oder Auto am Aufkommen des gesamten Verkehrs, verändert sich. So ist der Anteil der Mitfahrer von 2002 bis 2017 von 17 auf 14 Prozent gesunken. Umgekehrt stieg die Bedeutung des Fahrrads von 8 auf 11 Prozent.

. Über ein Drittel des Verkehrs (34 Prozent) entfällt auf Freizeitverkehr. „Das ist eine sehr, sehr große Baustelle“, sagte Johannes Eggs von Infas.

. Der Autobesitz ist nach wie vor enorm hoch. Fünf Prozent der bayerischen Haushalte besitzen drei oder mehr Autos, 22 Prozent zwei Pkw. Auf dem Land beträgt der Anteil des Autos am Gesamtverkehr teils über 70 Prozent. Den niedrigsten Wert hat München: 34 Prozent.

Aus dieser Fülle von Einzeldaten will Reichhart jetzt Schlüsse für „die bayerische Verkehrsstrategie“ ziehen. Vor allem beim Fahrrad sieht er „gigantisches Potenzial“. Neben dem Bau von Fahrradwegen an Staats- und Bundesstraßen müssten auch andere Entscheider mitdenken, beispielsweise Arbeitgeber, die ihren Fahrrad fahrenden Mitarbeitern Duschen anbieten sollten. Die Grünen forderten gestern, der Freistaat selbst solle Radschnellwege planen und bauen – nicht die überlasteten Kommunen.  dw

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