München – Lernt Bairisch – das fordern die Dialektvereine immer wieder. Doch der Teufel steckt mitunter im Detail, wie der schöne Begriff Fotznspanglerei für eine Zahnarztpraxis in Garmisch-Partenkirchen beweist. Sowohl bei der Schreibweise als auch bei der Interpretation des Begriffs sind sich die einschlägigen Bairisch-Lexika alles andere als einig.
Ludwig Zehetner hat mit seinem „Bairisches Deutsch. Lexikon der deutschen Sprache in Altbayern“ so etwas wie die Bibel der Dialektforscher herausgebracht. Allerdings hebt sich Zehetner in einem von den meisten anderen Bairisch-Interpreten ab: Er schreibt nicht Fotzn, sondern Fotze, also mit e. Weil das zu Missverständnissen einlädt, stellt Zehetner am Ende seines längeren Eintrags klar: „Im Bairischen ist Fotze(n) zwar ein derber Ausdruck, hat aber niemals die Bedeutung Vagina oder Hure.“
Speziell den „Fotzenspangler“ schreibt der Regensburger Sprachkundler konsequenterweise ebenfalls mit e. Als Bedeutung nennt er „umgangssprachlich, scherzhaft“ den Zahnarzt. Damit allerdings steht er im Widerspruch zum schon etwas älteren Nachschlagewerk von Josef Ilmberger (Die bairische Fibel, 1977), der vom „Fotznschbangler – die Fotzn also ohne e schreibt – und den Begriff als „abwertend“ für Zahnarzt markiert. Franz Ringseis (Neues Bayerisches Wörterbuch, 2. Auflage 1999) hält sogar den Begriff „Fotzn“ (Mund) für „abfällig“ und kennt auch eine männliche Bedeutungszuschreibung: nämlich den „Fotz“. Johann Rottmeier (Bazi, Blunzn, Breznsoizer, 2015) wiederum kennt den Fotznspàngler auch als „Mundspengler“, was dem heutigen Beruf des Kiefernorthopäden schon recht nahe kommen dürfte.
Um die Verwirrung perfekt zu machen. Gerald Huber schreibt in seiner „Bairischen Wortkunde“ mal „Fotzn“, mal „Fotzen“, wie er auch „Schelle“ und „Watsche“ schreibt – und nicht „Schelln“ und „Watschn“. Das kann Karl Simon vom Förderverein Bairische Sprache und Dialekte nicht verstehen. „Es heißt beim Wattn ja auch Schellnsimma und nicht Schellensimma.“
Zurück zu unserer Zahnarztpraxis: Sicher ist, dass der Apostroph im Wort Fotzn’spanglerei überflüssig ist – ein Leser unserer Zeitung nannte ihn sogar den „Deppenapostroph“. Alexander Volz, Ehemann der Zahnärztin und in der Praxis fürs Betriebswirtschaftliche zuständig, verteidigt das Auslassungszeichen aber. „Das ist Absicht und der künstlerischen Freiheit der Designerin geschuldet. Das bleibt.“ DIRK WALTER