Mittenwald – Nach dem tragischen Bergrutsch am Montagvormittag im Karwendelgebirge in Mittenwald (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) hat sich die Zahl der verunglückten Schafe auf 180 erhöht. Das teilte Peter Reindl, Vorsitzender der hiesigen Forst- und Weidegenossenschaft, gestern mit.
Er und rund 20 Hirten, Weidegenossenschaftsmitglieder und freiwillige Helfer hatten die traurige Aufgabe, die 180 Kadaver zu bergen. Sie charterten einen privaten Hubschrauber, um die verunglückten Tiere an der Felsformation Predigtstuhl nahe der Mittenwalder Hochlandhütte ins Tal zu transportieren. Die Schafe wurden in Transportnetze gebettet. Rund 20 Stück pro Flug sind so ins Tal gebracht worden. „Insgesamt ist der Hubschrauber zehn mal geflogen“, sagt Reindl.
Versicherung gebe es keine. Nur wer als Schafhalter privat vorgesorgt hat, bekomme für seine verendeten Tiere eine Entschädigung. Der mehrstündige Hubschrauber-Einsatz wird durch einen für Abstürze vorgesehenen Fonds der Weidegenossenschaft finanziert. „Wir erhielten sofort nach Bekanntwerden sehr viel Unterstützung von sämtlichen Institutionen und Verbänden“, sagt Reindl dankbar.
Für ihn und die Mittenwalder Tierhalter wird der 1. Juli 2019 in schwarzer Erinnerung bleiben. Gegen 10.45 Uhr löste sich im Kar am Predigtstuhl eine Gerölllawine. Sie riss die Schafe über 100 Meter in die Tiefe. Nur wenige Tiere überlebten diesen Rutsch. Sie überschlugen sich in der Steinlawine, wurden von Felsen erschlagen, sind verschüttet worden unter Geröll.
Ersten Meldungen zufolge war zuerst die Rede davon, dass nur ein paar Schafe abgestürzt und der Rest lebend von der Herde getrennt wurde. Es folgte schnell die Ernüchterung: Am Montagabend ging man dann schon von etwa 100 toten Schafen aus. Mittlerweile muss diese Zahl deutlich nach oben korrigiert werden. Mindestens 180 sind dem brachialen Steingeröll zum Opfer gefallen.
Insgesamt grasten bis zu diesem tragischen Montag rund 400 Bergschafe auf der Sommerweide im Karwendelgebirge. Sie wurden erst am Samstag nach oben getrieben in das Gebiet rund um den Predigtstuhl. joho