Loblied auf den ländlichen Raum

von Redaktion

Das Stadt-Land-Gefälle ist in Bayern nicht mehr so ausgeprägt wie früher. Nur noch in wenigen der 96 bayerischen Landkreise und kreisfreien Städte gibt es Bevölkerungsrückgang, heißt es im Heimatbericht des Finanzministeriums.

VON DIRK WALTER

München – Coburg oder auch die Kreise Lichtenfels, Kulmbach und Haßberge – das waren früher Notstandsgebiete in Bayern. Jahr für Jahr meldete das Landesamt für Statistik Bevölkerungsrückgang. Jetzt scheint die Trendwende geschafft: Coburg meldet ein kleines Plus von 0,4 Prozent, Lichtenfels, Kulmbach und Haßberge sowie weitere Landkreise wie Aschaffenburg oder Dillingen an der Donau leichte Zuwächse. Nur noch in zehn der 96 Landkreise und kreisfreien Städte sinkt die Bevölkerungszahl weiter – am stärksten im Kreis Tirschenreuth in der Oberpfalz (minus 0,26 Prozent). In den meisten Regionen boome Bayern hingegen, sagte Finanzminister Albert Füracker (CSU) bei der Vorstellung des Berichts. Auch in allen sieben Regierungsbezirken wachse die Bevölkerungszahl.

Für Füracker war der Bericht Anlass, einmal mehr auf die Chancen des ländlichen Raums hinzuweisen. Auch abseits der Metropolen gebe es nun zum sechsten Mal in Folge einen Anstieg der Geburten, zum achten Mal sogar einen Zuwanderungsüberschuss. 7,25 Millionen Menschen lebten zum Stichtag 31. Dezember 2017 im ländlichen Raum – 41 000 mehr als im Vorjahr.

Der Freistaat wolle den Trend durch weitere Behördenverlagerungen stärken, so der Finanzminister. Das Programm, das Fürackers Vorgänger Markus Söder 2015 gestartet hatte, werde fortgesetzt. 70 Behörden und insgesamt 2700 Arbeits- sowie 930 Studienplätze sollen in den ländlichen Raum verlegt werden. Derzeit sind es 48 Behörden mit 1260 Personen. Das Murren der Betroffenen halte sich in Grenzen, so Füracker, da „wir in der Regel nur frei gewordene Stellen verlagern“. Außerdem will der Freistaat den Boom der Ballungsräume durch Behördensatelliten bremsen: Bediensteten werden tageweise Arbeitsplätze außerhalb der Großstadt zur Verfügung gestellt. Das Konzept, im Kabinett Ende vergangenen Jahres beschlossen, soll wohl noch in diesem Jahr mit einem ersten Standort starten – dem Vernehmen nach in Bad Aibling. Derzeit werde um die Anmietung einer Immobilie gerungen, sagte Füracker.

Der Minister kündigte zudem zwei Förderprogramme zur Stärkung der kulturellen Identität an: Regionen von mindestens der Größe eines Landkreises können für Imagekampagnen Geld vom Freistaat erhalten. Ein neues Fachreferat im Ministerium fördert Projekte der Heimatpflege und Volksmusik.

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