München – Der Deutsche Lehrerverband hat den Vorstoß aus Baden-Württemberg für ein bundesweites Abitur gelobt. Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger forderte die Politik auf, zu handeln, um Vergleichbarkeit und Qualität des Abiturs in Deutschland wiederherzustellen. „Spätestens nach den Vorgängen rund um das Matheabitur 2019 und der Feststellung des Bundesverfassungsgerichts, dass die Abiturnoten in Deutschland derzeit nicht vergleichbar sind, besteht dringender Handlungsbedarf, wenn man das Abitur als entscheidende Hochschulzugangsberechtigung retten will.“
Das diesjährige Matheabitur war von Abiturienten als zu schwer kritisiert worden, woraufhin das Saarland und Hamburg den Abiturienten Zugeständnisse in Form von einer Aufwertung der Ergebnisse und der Möglichkeit zu einer mündlichen Prüfung machten. Der bestehende gemeinsame Aufgabenpool ist nach Einschätzung des Lehrerverbands damit gescheitert. Es gebe zu viele Bundesländer, die sich nur leichte Aufgaben rauspickten oder bei der Bewertung zu lasch vorgingen, kritisiert Meidinger, der selbst ein Gymnasium in Deggendorf leitet.
Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte in einem Interview entschlossene Schritte für ein deutschlandweites Zentralabitur gefordert. Dieses müsse innerhalb von fünf bis zehn Jahren eingeführt werden. „Am Ende muss es nicht nur deutschlandweit dieselben Prüfungsaufgaben geben, sondern auch einheitliche Regeln dafür, welche Fächer ins Abitur eingebracht werden“, sagte Eisenmann, die bei der Landtagswahl 2021 als CDU-Spitzenkandidatin antritt.
Ähnlich Meidinger: Nach zehn Jahren mit dem Aufgabenpool sei es nun Zeit für einen Neuanfang. „Die angestrebte Vergleichbarkeit ist mit dem Pool nicht zu erreichen.“ Notwendig sei eine deutschlandweit einheitliche Abiturprüfung in den drei Kernfächern Mathematik, Deutsch und erste Fremdsprache – von den Schülern zu schreiben jeweils am selben Tag. Trotz unterschiedlicher Ferientage gebe es dafür auch Termine.
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) lehnt die Initiative Eisenmanns ab. Er will am Aufgabenpool festhalten. „Mit den gemeinsamen Bildungsstandards sind wir in der Kultusministerkonferenz seit vielen Jahren auf einem guten Weg, den wir konsequent weitergehen sollten“, erklärte er. „Ein Zentralabitur mit identischen Lehrplänen ist daher abzulehnen.“ Im Föderalismus solle jedes Bundesland länderspezifische Lehrpläne haben können. „Gerade die regionale Vielfalt an Lerninhalten ginge sonst unwiederbringlich verloren.“ afp/dw