München – Das Sommerfest des Erzbistums in der Katholischen Akademie in München hatte alles, was ein Jahresempfang braucht: traumhaftes Wetter für einen lauschigen Abend im Park, hochrangige Gäste mit Ministerpräsident Markus Söder an der Spitze, einen bestens aufgelegten Kardinal Reinhard Marx, kritische Töne des Diözesanratsvorsitzenden Hans Tremmel und eine kurzweilige Abschiedsrede vom scheidenden Generalvikar Peter Beer. Das alles umrahmt von feuriger Tangomusik des Erdinger Salonorchesters.
Nachdem es in der Vergangenheit manche Zwistigkeiten zwischen Söder und der katholischen Kirche gab, war der Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten beim diözesanen Sommerfest ein klares Zeichen der Wertschätzung. „Glaube hat Zukunft“, sagte er. Er dankte sogar dem Kardinal für sein „Einmischen und die Kraft seines Wortes“ – nicht, ohne daran zu erinnern, dass sie beide manche Differenzen „sportlich“ ausgetragen hätten. Trotz schlechter Prognosen zur Mitgliederentwicklung gibt es „keinen Grund zur Panik“, ermutigte der Protestant Söder die Vertreter der Schwesterkirche. Mit einem Augenzwinkern bekannte er: Aus der Politik wisse er, dass sich solche Vorhersagen innerhalb weniger Tage erledigen könnten.
Kardinal Marx warb mit aller Kraft für den synodalen Weg, auf dem die deutschen Bischöfe mit den Gläubigen Lösungen aus der Kirchenkrise finden wollen. Aus dem Brief des Papstes dazu könne man alles Mögliche lesen, aber nicht: „Macht das alles nicht“. Mehr Transparenz wünscht sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz für kirchliche Entscheidungen – er denkt sogar daran, Debatten aus der Bischofskonferenz im Fernsehen zu übertragen. Jetzt müsse über Fragen diskutiert werden, die früher ein Tabu waren. Das habe er auch dem Papst gesagt.
Wie wichtig das ist, unterstrich Hans Tremmel, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken. „Die Leute laufen uns davon“, stellte er fest – und gleichzeitig gebe es selbst ernannte „Weichenwärter“, die jegliche Veränderungen boykottierten. Tremmel diagnostizierte ein „Multisystemversagen“ in der Kirche im Hinblick auf die Aufarbeitung der Missbrauchskrise. Jetzt müsse gehandelt werden. Das gilt auch für den Papst: „Nur planen und initiieren ist zu wenig.“ Vor einem epochalen Wandel sieht auch Kardinal Marx die Kirche. Wer das nicht spüre, „hat sein geistliches Auge nicht justiert“, sagte er in Richtung der Bischöfe, die bremsen. Trotz der ernsten Töne war es ein munterer Sommerempfang. Und der Kardinal stellte später sogar ganz kurz unter Beweis, dass er die Tangoschritte von einst noch beherrscht.