München – Der deutsche Automobilclub ADAC ist mit dem österreichischen ÖAMTC traditionell eng verbandelt. Doch bei der Beurteilung der jüngsten Fahrverbote an der Inntal- und Tauernautobahn endet die Gemeinsamkeit. Der Salzburger ÖAMTC-Chef Erich Lobensommer jedenfalls rechtfertigte gestern die Entscheidung, von der Tauernautobahn A10 an den Wochenenden nur noch Ziel- und Quellverkehr abfahren zu lassen. Im Fall von Staus auf der Autobahn werden Autofahrer wie berichtet seit Kurzem nach ihrer Abfahrt von der A10 nach ihren Fahrzielen befragt. Lobensommer findet das richtig: „Man musste zu schärferen Maßnahmen greifen“, sagte er bei einem Pressegespräch in München. „Massive Proteste“ von Anwohnern entlang der Autobahn hätten keine andere Wahl gelassen, da sich die Urlauber bei jedem Autobahn-Stau auf die Suche nach Ausweichrouten begeben würden. Sogar Autos mit Schiffsanhängern hätten die Straßen auf den Dörfern versperrt, sagte Lobensommer.
Verstöße gegen Fahrverbote werden jetzt mit Bußgeldern geahndet – von 35 bis 760 Euro reicht die Spanne. Immerhin: Allzu scharf geht die österreichische Polizei offenbar nicht vor. Die Kontrollen würden eher „salopp gehandhabt“, wer ins nächste Gasthaus wolle, der komme problemlos durch und auch Tanken abseits der Autobahn sei ausdrücklich erlaubt, sagte Lobensommer.
Trotzdem: Sein deutscher ADAC-Kollege Alexander Kreipl wollte das nicht so stehen lassen. Aus seiner Sicht sind die Fahrverbote „eine Hiobsbotschaft“ und „kleinstaatliches Denken“. Er appelliere dringend an die Politik, die Verkehrsproblematik im Alpenraum in Angriff zu nehmen, so Kreipl.
Tatsächlich gibt es im deutsch-österreichischen Verkehrsstreit erste Entspannungssignale. Tirols Regierungschef Günther Platter reist am Donnerstag zum Verkehrsgipfel nach Berlin (was bis gestern unsicher war). In München beriet Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) mit Platters für Verkehr zuständigen Stellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne). Immerhin: Die Akteure reden wieder miteinander – in den nächsten Monaten soll über eine Vielzahl großer und kleiner Verkehrsthemen beraten werden.
Zunächst aber kommt das mutmaßlich verkehrsreichste Wochenende des Jahres: In Bayern und Baden-Württemberg beginnen die Ferien – und somit die Staus, wie Kreipl warnte. Hinzu kommen Baustellen etwa auf der A99-Ost und der A8 vor Salzburg. „Wir erwarten das staureichste Wochenende des Jahres.“ Der ADAC rät Urlaubsreisenden, erst am Samstagnachmittag oder an einem Werktag in Richtung Süden aufzubrechen – wohl wissend, dass viele Urlauber wegen Samstag-zu-Samstag-Buchungen keine Wahl haben.