Mühldorf – Ein Häftling hat in einem Gefängnis in Oberbayern randaliert und einen Großeinsatz der Polizei mit Spezialkräften (SEK) ausgelöst. Der 27-jährige Lette habe in der Nacht zum Mittwoch in einem Gemeinschaftsraum der JVA in Mühldorf am Inn ein Feuer gelegt und mehrere mit ihm in der Zelle inhaftierte Häftlinge bedroht, teilte die Polizei mit. Der Vorfall habe ohne Eskalation gelöst werden können, niemand sei verletzt worden. Auch die Bevölkerung sei zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen.
Die Einsatzkräfte hätten eine Verhandlungsgruppe eingesetzt, sagte der Sprecher. „Wir haben dem mutmaßlichen Täter plausibel machen können, dass es besser ist, wenn er aufgibt.“ Ein Dolmetscher musste übersetzen, denn der Lette spricht kaum Deutsch. SEK-Beamte nahmen den Mann nach gut einer Stunde ohne Widerstand fest. Die fünf Mithäftlinge seien später getrennt voneinander untergebracht worden.
Die Kriminalpolizei leitete Untersuchungen gegen den 27-Jährigen ein, unter anderem wegen Geiselnahme. Zudem sei zu klären, ob einer oder mehrere der fünf Mithäftlinge an der Tat beteiligt waren oder sich sonst strafbar gemacht haben könnten.
Anstaltsleiter Andreas Stoiber sagte, der 27-Jährige sei bislang nicht auffällig oder als hochgefährlich bekannt gewesen. Auch habe es bisher keine Konflikte mit den Mithäftlingen gegeben, von denen er wisse. „Jetzt muss man klären, was der Auslöser war.“ Nähere Angaben zu dem Hauptverdächtigen wollte gestern niemand machen. Weder Gefängnisleitung noch Polizei sagten, warum der Mann hinter Gittern gesessen hat.
Stoiber lobte die Reaktion der JVA-Bediensteten, sie hätten hervorragend gearbeitet und die Lage gut gelöst. „Wir haben ja Konzepte für so was.“ Streitigkeiten unter den Gefangenen kämen häufiger vor, auch kleinere Handgreiflichkeiten, sagt Anstaltsleiter Stoiber. So schwer wie Mittwochnacht würden sie aber zum Glück nur sehr, sehr selten. „Das war ein extremer Ausnahmefall.“
Es seien auch Einrichtungsgegenstände in der Zelle in Brand gesetzt worden – das Feuer sei aber schnell gelöscht worden, sagte der Polizeisprecher weiter. Das Motiv und der genaue Hergang seien noch unklar, erst müssten die Beteiligten verhört werden. Ein 41-jähriger Häftling wurde mit einer Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus gebracht. Polizeipräsident Robert Kopp sprach von einem heiklen Einsatz. „Die Konzepte, welche über Jahre hinweg für derartige Situationen erarbeitet wurden, haben gegriffen.“ hon/lby