Gleißenberg – Idyllisch ist es auf dem Bauernhof in der Gemeinde Gleißenberg (Kreis Cham): Der über 200 Jahre alte Hof liegt landschaftlich schön, grüne Wiesen grenzen an ihn an. Auch am Samstagvormittag war eine Kuh-Herde auf der Weide – und es kam zu einer Tragödie. Ein 60-jähriger Landwirt und sein 87-jähriger Vater kamen bei einem Stierangriff ums Leben.
Wie das Polizeipräsidium Oberpfalz mitteilte, wollte der 60-jährige Nebenerwerbslandwirt gegen zehn Uhr ein junges Kalb markieren und ging deshalb auf die Weide. Dort wurde er nach derzeitigem Ermittlungsstand von einem wild gewordenen Stier angegriffen und getötet.
Weil der Mann nicht zurückkam, machten sich seine Ehefrau und sein Vater auf die Suche nach ihm. Vermutlich um seinen Sohn zu helfen, betrat der 87-jährige Mann ebenfalls die Wiese. Auch ihn attackierte der Stier.
Die Frau alarmierte sofort den Notdienst – doch der Stier bedrängte auch die Rettungskräfte, die deshalb zunächst nicht auf die Weide konnten. Zuerst musste die Polizei das Tier erlegen.
Doch die Durchschlagskraft der Dienstwaffen reichte nicht aus, um den Stier zu erschießen. Die Polizisten mussten deshalb zuerst ein Gewehr aus der Dienststelle Furth im Wald organisieren. Wertvolle Minuten verstrichen. Schließlich waren in der Nachbarschaft acht Schüsse zu hören, mit denen der Stier getötet wurde.
Als die Retter endlich zu den beiden Männern kamen, konnten sie für die Angegriffenen nichts mehr machen: Für Vater und Sohn kam jede Hilfe zu spät.
Der 60-Jährige war laut der Polizei ein erfahrener Landwirt, der regelmäßig nach seinen Tieren auf der Weide sah. Der Stier ist seit rund eineinhalb Jahren im Besitz des Bauern, bislang wurden keine Probleme mit dem Tier bekannt. Warum der Stier jetzt die Männer angriff, ist unklar. Möglicherweise wollte er seine Herde verteidigen. Auf der Weide befanden sich zu diesem Zeitpunkt Kühe und Kälber. Die Kriminalpolizeiinspektion Regensburg ermittelt in dem Fall noch. Die Angehörigen der beiden Verstorbenen wurden nach dem Unglück von einem Kriseninterventionsteam betreut.
Immer wieder gibt es Fälle, in denen Kühe oder Stiere Menschen angreifen. Vor Kurzem wurde in Otterfing (Kreis Miesbach) ein Landwirt bei einer Stier-Attacke schwer verletzt. Sein linkes Bein wurde zertrümmert, sein Hintern und sein Oberschenkel sind von Blutergüssen übersät. Erst vor wenigen Tagen griff außerdem ein Stier einen 34-jährigen Landwirt aus Bad Heilbrunn (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) an, rannte ihn um und rammte ihn mehrmals mit dem Kopf. Auch der Bürgermeister von Warngau (Kreis Miesbach), Klaus Thurnhuber, wurde Ende Juni von einem Stier auf seinem Bio-Bauernhof attackiert. Er wurde schwer verletzt und musste mehrfach operiert werden. Bis er wieder gesund ist, ist es noch ein langer Weg. „Es ist wirklich ein Wunder, dass er überlebt hat“, sagte seine Frau Veronika. (mit lby)