München – Erst gestern haben Gaffer einen Unfall auf der A 6 bei Nürnberg gefilmt, bei dem ein Lkw-Fahrer verbrannt ist. Auch bei dem tödlichen Unfall auf der A 8 bei Brunnthal am Wochenende, bei dem wie berichtet ein 44-jähriger Vater und seine vierjährige Tochter ums Leben kamen, machten Autofahrer Aufnahmen mit ihren Mobiltelefonen.
Unter dem Motto: „Gaffer – Shame On You!“ („Schämt euch!“) will die DPolG jetzt mit Anti-Gaffer-Aufklebern, die sich jeder an sein Fahrzeug heften kann, zu Beginn der Sommerferien auf die Thematik aufmerksam machen. Das Zitat stammt von Polizeidirektor Stefan Pfeiffer (54), der jüngst Popularität erlangte, weil er Gaffer nach einem Unfall fragte, ob sie die Leiche sehen wollten. Das Video verbreitete sich im Internet wie ein Lauffeuer.
„Wer eben noch im Vorbeifahren eine Unfallstelle filmt, kann schon ein paar Kilometer weiter ungewollt selbst zum Filmstar werden“, sagt der bayerische Landesvorsitzende Rainer Nachtigall. „Diese pietätlose und menschenverachtende Sensationsgier behindert nicht nur die Einsatzkräfte, sondern bringt eine erhebliche Missachtung der Persönlichkeitsrechte der verstorbenen oder verletzten Unglücksopfer zum Ausdruck.“ Deshalb fordert die DPolG ein härteres Vorgehen gegen Gaffer an Unglücksstellen, unter anderem sollten Gaffer-Handys sichergestellt werden. Zudem regte die DPolG eine Plakatkampagne mit der Aufschrift „Handy weg – kein Gaffen bei Unfällen“ an Autobahnen und Bundesstraßen an.
Außerdem müsse laut Nachtigall das Fotografieren von Toten unter Strafe gestellt werden. Bislang könne laut Paragraf 201a des Strafgesetzbuches (StGB) nur das Ablichten von lebenden Unfallopfern bestraft werden. Es sei aber wichtig, „dass auch Verstorbene geschützt werden“. Die Gewerkschaft fordert einen entsprechenden Gesetzentwurf, der bereits 2018 in den Bundesrat eingebracht worden sei, in die Tat umzusetzen. Stefan Pfeiffer appellierte erneut, an die Opfer und ihre Angehörigen zu denken, bevor das Handy gezückt wird. „Macht euch klar: Das ist kein Spiel da draußen. Das ist bittere Realität.“ Wenn Einsatzkräfte Gaffer aus ihren Schutzräumen wie Lkw und Autos herausholen und auf das Filmen und Fotografieren ansprechen, sei die Reaktion immer die gleiche: Die meisten seien peinlich berührt, hätten aus Gedankenlosigkeit geknipst. Pfeiffer: „Weil es heutzutage zum Leben dazugehört.“
Den Sticker
gibt es gegen einen frankierten und adressierten Rückumschlag bei der Deutschen Polizeigewerkschaft, Orleansstraße 4, 81669 München. Betreff: Aufkleber.