Neuer Flughafen-Chef kommt aus Budapest

von Redaktion

München – Manchmal helfe es, so sagte der Flughafen-Manager Jost Lammers vor einigen Jahren mal, „einen kleinen Schritt zurückzutreten und sich einen frischen Blick auf die Dinge zu erlauben“. Diese Methode, angewendet von seinen künftigen Chef-Kontrolleuren, verhilft ihm jetzt wohl zu einem riesigen Karrieresprung.

Im zweiten Anlauf hat der Aufsichtsrat des Flughafens München Lammers gestern Abend an die Spitze der Gesellschaft geholt. Nach einer ergebnislosen ersten Sitzung am Freitag einigte sich der Aufsichtsrat am Montag auf die Berufung des 52-Jährigen. Der Chef des Budapester Flughafens wechselt Anfang Januar nach München und tritt dort die Nachfolge von Michael Kerkloh (66) an.

Hinter den Kulissen wurde seit Monaten nach guten Bewerbern gesucht. Eine Personalagentur sondierte – allerdings lief das nach Teilnehmerangaben nicht immer glücklich ab. In die Schlussrunde für Freitag schaffte es neben Lammers ein österreichischer Airport-Manager, der in der Vergangenheit wegen der Annahme kostenloser Upgrades in die Schlagzeilen geraten war. Mehrere Aufsichtsräte äußerten sich halblaut irritiert über diese Auswahl. Als die Bewerbung am Freitagabend öffentlich wurde, sorgte das zudem für Wirbel in Österreichs Presse und am Flughafen Wien, wo der Manager gerade einen neuen Vertrag unterschrieben hatte.

Die Münchner Flughafen-Aufseher, vor allem die politische Schiene der Eigentümer von Freistaat, Bund und Stadt, ging kurz in sich. Am Montag fiel dann im Umlaufverfahren ein Beschluss für Lammers – dem Vernehmen nach einstimmig. Dessen österreichischer Mitbewerber habe zwar nicht zurückgezogen, sei dann aber chancenlos gewesen, heißt es aus dem Aufsichtsrat. Lammers bekommt einen Fünf-Jahres-Vertrag. Der Diplom-Ökonom sei eine „ausgezeichnete Besetzung“, sagt Albert Füracker, als Finanzminister der Chef des Gremiums. Unter anderem mit der Entscheidung über eine dritte Startbahn und in der Klimadebatte warten enorme Herausforderungen auf Lammers.

Er hat in Budapest, wo er seit 2007 Chef ist, einen guten Ruf. Nach der Pleite der ungarischen Airline Malev 2012 warb er in Rekordzeit andere Airlines an und schaffte einen Anstieg der Passagierzahlen – auch dank Billig-Linien wie Ryanair. Der Flughafen ist (anders als in München) privatisiert und untersteht nicht der Orbán-Regierung.

Lammers’ Karriere ist eng mit Flughäfen verknüpft. Er startete beim Baukonzern Hochtief, da bereits an den Flughäfen in Düsseldorf (Wiederaufbau nach der Brandkatastrophe 1996) und Athen. Zuvor studierte er in Bayreuth, San Diego und Witten/Herdecke. Lammers ist verheiratet und Familienvater. Die Flughafen-Begeisterung entstand bei ihm übrigens im Alter von 12 Jahren: Im Sommer campierte er eine Woche neben dem Segelflughafen seiner Heimat Osnabrück.

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER HANS MORITZ

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