München – Dass bei der S-Bahn Züge ausfallen, ist kein ganz neues Phänomen. Diesmal jedoch, so scheint es, hat die Bahn den Bogen überspannt. Per Pressemitteilung hatte sie am Dienstagnachmittag bekannt gegeben, dass bis mindestens Dezember die sogenannten Taktverstärker auf den Linien S 3 und S 8 sowie einzelne Züge der S 2 und S 20 ausfallen werden. Grund sei ein Mangel an Fahrzeugen, unter anderem durch den Einsatz reparaturanfälliger alter Züge der Baureihe 420. „Mit dem planmäßigen Ausfall der Taktverstärker stellen wir zum einen sicher, dass der Grundtakt zuverlässig gefahren werden kann, zum anderen schaffen wir Verlässlichkeit für die Kunden“, ließ sich S-Bahn-Chef Heiko Büttner zitieren.
Doch ein halbes Jahr vor den Kommunalwahlen kommt dieses Streichkonzert nicht gut an. Die Nachricht sei „ein Schlag ins Gesicht“, ärgert sich der Landrat im Landkreis München, Christoph Göbel (CSU). Eigentlich sei eine Taktverdichtung versprochen – und jetzt das. „Das wird den Verkehrskollaps noch weiter verstärken.“
In der Tat sind die Ausfälle erheblich. Beispiel vergangener Dienstag: Zwischen 15.45 und 19.21 Uhr fielen 23 Verbindungen der S 3 zwischen München-Ost und Maisach/Deisenhofen aus. 18 Verbindungen zwischen Germering–Unterpfaffenhofen und München-Ost waren es am selben Tag bei der S 8. So ist es seitdem jeden Tag.
Darüber sind auch große Unternehmen wie die Allianz AG in Unterföhring verägert. „Die Linie ist überlastet. Bei den Mitarbeitern herrscht große Unzufriedenheit“, erklärte Ingo Schulz, Abteilungsleiter Innere Dienste. Neben Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schalteten sich auch Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) und der Sprecher der MVV-Landkreise, Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU), gestern ein. Reichhart erklärte, die Bahn müsse die Gewinnung zusätzlicher Fahrzeugkapazitäten schnell prüfen. Finanzielle Überlegungen dürften „keine Rolle spielen“.
Auch Niedergesäß schloss sich der Kritik seines Kollegen Göbel an. „Wir brauchen ein Notfallmanagement.“ Heute gibt es auf Einladung von Niedergesäß ein – schon länger vereinbartes – Krisengespräch. dw/pak