Neues Digitalprojekt: Senioren halten sich per Spielkonsole fit

von Redaktion

München – Erwin Kurzendorfer, 87, schlohweißes Haar und Brille, blickt konzentriert auf den Bildschirm. Der zeigt eine Kegelbahn und einen Spieler, der sich gerade zum Wurf bereit macht. Kurzendorfer tut das auch: Er holt mit dem rechten Arm aus. Dann schwingt er diesen kraftvoll aber mit viel Gefühl nach vorn. Schon rollt die Kugel auf dem Bildschirm auf die Kegel zu. Volltreffer! Nur ein einziger Kegel steht noch.

„Langsam komme ich rein“, sagt Kurzendorfer und lacht. Das neue Spiel macht ihm sichtlich Freude – auch wenn der Umgang mit der Spielekonsole noch ein wenig ungewohnt ist. So, wie auch für die anderen Senioren im Diakoniewerk München-Maxvorstadt: Es ist die erste von zehn bayerischen Pflegeeinrichtungen, in denen gestern ein Präventionsprojekt der Krankenkasse Barmer gestartet wurde: Senioren sollen dort künftig auch mit Videospielen Körper und Geist trainieren – und vor allem mit viel Spaß.

Nötig ist dazu ein rechteckiges Gerät, das auf dem Fernseher montiert wird: die „memoreBox“ – eine Spielekonsole, die von dem StartUp „RetroBrain R & D“ speziell für Senioren entwickelt wurde. Gesteuert wird der virtuelle Spieler durch Gesten der Senioren. Eine integrierte Kamera zeichnet diese auf. Das spezielle Modul der Konsole stellt sich dabei auch auf Einschränkungen der Senioren ein. Motorradfahren im Rollstuhl? Kein Problem.

Für die Senioren ist das eine willkommene Abwechslung: „Nicht immer nur Fernsehen“, sagt ein rüstiger 88-Jähriger. Begeistert streckt er beim Tanz-Spiel beide Hände zum Himmel. Dass er gerade seine körperliche und geistige Fitness trainiert, um länger fit und selbstständig zu bleiben? Gerade Nebensache.

Erste Erfahrungen in einem kleinen Modellprojekt in Berlin und Hamburg zeigen aber: Senioren, die mit der Konsole spielen, sind sicherer auf den Beinen, ausdauernder und beweglicher als Nicht-Spieler. Auch der Austausch mit anderen fällt ihnen leichter. Ob sich diese Ergebnisse auf eine größere Gruppe von Senioren übertragen lässt, soll jetzt die zweite Phase des Projekts zeigen – in 100 Einrichtungen in ganz Deutschland. Die Bewohner des Diakoniewerks sind froh, dass sie dabei sein dürfen. ANDREA EPPNER

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