Kardinal Reinhard Marx würde gerne den Zustand der Kirche in ferner Zukunft betrachten können. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz sagte gestern beim Eröffnungsgottesdienst der Herbstvollversammlung: „Sicherlich wäre es schön, eine Zeitreise zu machen, in die Vergangenheit und in die Zukunft. Ich würde gerne 1000 Jahre in die Zukunft reisen und schauen, wo die Kirche steht. Auch wäre es schön, in die Vergangenheit zu reisen, um einen Moment in der Zeit Jesu zu leben. Dann würden wir Zeugen dessen, was Jesus verkündigt hat. Dann könnten wir ihn erleben, wie er aufgebrochen ist, um neue Wege zu gehen.“
Der Erzbischof von München und Freising erinnerte daran, dass der Auftrag der Kirche sei, sich immer wieder auf den Anfang zurückzubesinnen, aber nicht in falsch verstandener Nostalgie. Die Botschaft Jesu fordere auf, stets neu zu beginnen. „Es gibt keine goldene Zeit der Vergangenheit oder eine Zeit, wo einfach alles besser war. Die Forderung Jesu lautet: Jetzt ist die Stunde, jetzt ist die Zeit, heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt.“
Die Bischöfe wollen bei ihrem Treffen Reformen auf den Weg bringen und die Weichen stellen für den sogenannten synodalen Weg, der am 1. Dezember 2019 beginnen soll. Dabei geht es um den Umgang der Kirche mit Macht, die kirchliche Sexualmoral, den Zölibat und die Position von Frauen in der Kirche. Der Kölner Kardinal Woelki, der als Kritiker des „synodalen Wegs“ gilt, will den Weg kirchenrechtlich klarer fassen und die Glaubensverkündigung in den Mittelpunkt stellen. Er befürchtet, dass zentrale Elemente der Glaubenslehre preisgegeben werden. dpa/mm