München – Die Studie hatte im Juli für viel Furore gesorgt: Die Bertelsmann-Stiftung hatte vorgeschlagen, dass deutschlandweit mehr als jedes zweite Krankenhaus geschlossen werden soll. Das kritisierte jetzt die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG) im Münchner Presseclub.
Thesen, dass in Bayern statt derzeit 372 Kliniken künftig auch 60 Krankenhäuser ausreichen würden, seien „abwegig“, erklärte Geschäftsführer Siegfried Hasenbein. „Wir haben den Eindruck, dass sich die Studien überbieten mit einer immer geringeren Zahl an notwendigen Krankenhäusern“, sagte er. Zwar gebe es Regionen, die überversorgt seien. In anderen Gegenden jedoch sei die Versorgung jetzt schon sehr knapp. „Heckenschnittartig da drüber zu gehen, wäre fatal“, betonte Hasenbein und forderte, dass alle Patienten in maximal 30 Minuten eine Klinik erreichen müssten: „Auch im ländlichen Raum brauchen die Bürger eine klassische Grundversorgung.“
Wie diese Grundversorgung aussehen könnte, darüber müsse man jedoch diskutieren. Denn auch Hasenbein fordert einen Strukturwandel und eine stärkere Spezialisierung in der Branche. „Wir müssen die einzelnen Regionen in den Blick nehmen und analysieren“, sagte er. Das Ergebnis könne durchaus die Auflösung einzelner Kliniken bedeuten. „Aber ich denke nicht, dass wir im großen Stil Krankenhäuser schließen werden.“ Seine Idee ist, kleinere Krankenhäuser zu regionalen Gesundheitszentren umzuwandeln. Statt nur auf die klassische stationäre Versorgung zu setzen, könnten sie verstärkt Angebote in der ambulanten Versorgung, der Pflege oder der Rehabilitation haben.
Hasenbein forderte gleichzeitig eine bessere Finanzierung kleiner Kliniken. Sie müssten viele Anforderungen erfüllen bei einer geringen Patientenzahl. „Den Krankenhäusern bleibt nichts anderes übrig, als möglichst viele Leistungen anzubieten“, erklärte er.
Auch bei der geplanten Reform der Notfallversorgung dürften kleinere Einrichtungen nicht benachteiligt werden, fordert der BKG-Geschäftsführer. Künftig soll die Notfallversorgung in integrierten Notfallzentren gebündelt werden. „Der Entwurf hat einige gute Ansätze“, sagte er. Jedoch sei eine stärkere Beteiligung der niedergelassenen Ärzte notwendig. Zudem müsse man damit rechnen, dass manche Bürger im Notfall nach wie vor auch in Kliniken ohne Notfallzentrum kommen werden: „Die Untersuchung und Erstversorgung der Patienten muss dann ausreichend finanziert werden.“ Derzeit gibt es hier eine Gebühr von 4,74 Euro. Laut den Plänen soll diese für Krankenhäuser ohne Notfallzentrum halbiert werden. „Das halte ich für skandalös“, schimpfte Hasenbein.
Er kritisierte außerdem die neuen Regelungen, die eine Mindestanzahl an Pflegekräften vorschreiben. „Sie lösen eine enorme Bürokratie aus und führen zu einer katastrophalen Stimmung“, erklärte er. Immer wieder komme es vor, dass Kliniken Patienten abweisen oder Intensivstationen schließen, weil sie sonst die Personaluntergrenzen unterschreiten würden.
CLAUDIA SCHURI