Nach Protest: S-Bahn lenkt ein

von Redaktion

VON DIRK WALTER

München – Kommando zurück: Schneller als ursprünglich zugesagt sollen die Taktverstärker bei der S-Bahn nun wieder fahren. Nach einem Spitzengespräch mit vier bayerischen Ministern präsentierte die S-Bahn gestern folgende Lösung: In einem Monat, ab 21. Oktober, werden rund 20 Prozent der Taktverstärker wieder rollen, ab Mitte November dann 50 Prozent und mit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember soll zum „Regelfahrplan“ zurückgekehrt werden. Bayern benötige ein „attraktives Zugangebot“, sagte Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU). Er machte keinen Hehl daraus, dass die Einstellung von Zugverbindungen auch die Politik überrascht hatte. „Was bestellt wird, muss auch gefahren werden“, das erwarte er.

Gegen die vor zwei Wochen verkündete Einstellung des Zehn-Minuten-Takts hatte es einen Proteststurm gegeben. Münchens Landrat Christoph Göbel (CSU) schrieb einen Brandbrief – und nicht nur er. Die Beschwerden in der Bürgerschaft „nehmen zu“, schilderte – wohl stellvertretend für viele – der Bürgermeister von Olching im Landkreis Fürstenfeldbruck, Andreas Magg, die Stimmung in einem offenen Brief an S-Bahn-Chef Heiko Büttner. Die Situation sei „inakzeptabel und untragbar“. Maggs Befürchtung: „Volle Züge, schlechte Taktung und unzureichende Kommunikation führen unweigerlich zu einem Vertrauensverlust und werden den motorisierten Individualverkehr wieder stärken.“

Immerhin: Die Bahn nahm die Proteste ernst. So prekär erschien die Lage, dass Berlin den Vorstand für Personenverkehr, Berthold Huber, nach München zum Spitzengespräch schickte. Huber ist Weilheimer, er kennt die S-Bahn gut. Er erklärte, dass die S-Bahn zusätzliche Facharbeiter, vor allem Elektriker, aus dem Bundesgebiet in die S-Bahn Werkstatt Steinhausen beordern werde. So sollen Wartungsarbeiten beschleunigt werden. Das ist notwendig, denn die S-Bahnen müssen neuerdings öfter in die Werkstatt. Im Frühjahr erschien eine neue Richtlinie, die die Bahn mit dem Eisenbahnbundesamt beschlossen hat: Demnach müssen nicht angetriebene Räder bei S-Bahnen aus Sicherheitsgründen nicht mehr alle 500 000, sondern alle 50 000 Kilometer mit Ultraschall durchleuchtet werden. Da helfe nur mehr Personal und mehr Kapazität in der Werkstatt – die gerade umgebaut wird. Zweite Maßnahme: Der Modernisierungsplan für die S-Bahnen des Typs ET  423 wird geprüft. Da die Modernisierung in Nürnberg erfolgt, fehlen stets einige S-Bahnen über Wochen. Der Plan wird nun wohl zeitlich gestreckt. Rund 100 S-Bahn-Züge (von 238) sind schon modernisiert.

Die S-Bahn richtet auf Druck des Freistaats zudem einen Fonds über eine Million Euro ein – für Qualitätsmaßnahmen, die „dem Fahrgast zugutekommen und das S-Bahn-System stabilisieren“. Welche das sein werden, etwa beim maroden Informationssystem, muss die S-Bahn mit dem Verkehrsministerium abstimmen.

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