Landshut – Über zwei Jahre versetzte der Glatzen-Räuber Münchens Umland in Angst und Schrecken: Elf Banken raubte der Unbekannte mit dem auffällig blanken Kopf zwischen Untermenzing und Obersüßbach (Kreis Landshut) aus, machte dabei fast 220 000 Euro Beute. Vorm Landgericht Landshut ließ Manuel H. (40) gestern seine Maske fallen: Zum Vorschein kam ein biederer Familienvater aus München. „Ich war so antriebslos, habe meiner Frau einen Arbeitsvertrag als Bauingenieur vorgegaukelt und Gehaltsabrechnungen gefälscht“, gestand der arbeitslose Schreiner.
Doch weil sein Koks-Konsum und die horrende Miete ihm über den Kopf wuchsen, besorgte er sich in Sendling eine Softairpistole und wurde zum Serien-Bankräuber. Mit der Zeit erkannten die Ermittler der Kripo Erding den Modus Operandi: „Man sah auf den Überwachungskamera-Bändern, dass er immer vor der Bank vorfuhr. Mal im blauen VW Passat, später im weißen 5er Touring. Oft drohte er, es werde ,ein Blutbad‘ geben“, berichtete der Sachbearbeiter gestern als Zeuge.
Systematisch wurden 36 000 Halter des entsprechenden VW-Typs und 1700 BMW-Fahrer in ganz Bayern überprüft. Nur ein Name, der beide Modelle zugelassen hatte, blieb übrig: Manuel H. Das angeforderte Foto aus dem Einwohnermeldeamt zeigte einen Glatzkopf, wie ihn Zeugen an den Tatorten beschrieben hatten. Sein Bundeszentralregister spuckte eine Vorstrafe wegen Kredit-Betruges aus. Zudem hatte er bei Rewe mit nicht gedeckter EC-Karte eingekauft und dreimal seine Kfz-Versicherung nicht bezahlt.
Kommissar Alexander Z. (43) forschte weiter, stieß auf eine Anzeige wegen Falsch-Parkens vor einer Münchner Bankfiliale. „Die Umweltplakette und die mit Saugnapf befestigte Parkscheibe waren auf dem Foto der Politesse an derselben Stelle wie beim Fluchtfahrzeug beim letzten Überfall in Obersüßbach.“ Dort hatte eine Kamera den Wagen erfasst.
Heimlich schlich sich Z. nachts in die Tiefgarage, sicherte DNA am Kofferraum des BMW von Manuel H. „Das Muster stimmte zu 100 Prozent mit einer an einem Tatort gesicherten Verschlussklappe einer Softairpistole überein. Da wussten wir, dass wir auf der richtigen Spur sind.“
Tagelang überwachten die Fahnder Manuel H. im Januar 2019. Dann musste es schnell gehen: Am 30. Januar wollte er mit seiner Frau und den zwei Söhnen in den Ski-Urlaub in ein 4-Sterne-Resort nach Österreich aufbrechen. Am 29. Januar wartete das SEK, bis er allein daheim war, und überwältigte ihn in der Tiefgarage. Er leugnete zunächst. Ermittler Z.: „Was aber ganz witzig war: Er sagte den Kollegen, sie sollten unbedingt das Kellerabteil zusperren.“ Woraufhin dieses natürlich besonders genau untersucht wurde – es kamen 14 000 Euro in bar zum Vorschein, Geld-Banderolen der überfallenen Banken, die Tatkleidung und -waffe, gestohlene Kennzeichen. Erst gestern gestand Manuel H. alle ihm zur Last gelegten Taten. Es war bei ihm sogar eine Liste mit 14 weiteren potenziellen Zielen gefunden worden. „Ich dachte, das geht schnell wie Geldabheben. Ich habe Kokain genommen, dadurch wurde ich abgezockter. Wenn ich drin war, hieß es Augen zu und durch.“
Seine Opfer leiden dagegen noch heute unter Todes-Ängsten. Dafür entschuldigte er sich, leugnete aber zugleich hartnäckig, noch irgendwo Geld-Bestände versteckt zu haben. Doch der Richter wollte ihm nicht recht glauben, dass alles für eine teure Uhr, Kokain, die Miete und Prostituierte draufgegangen sein soll.
Der Prozess wird fortgesetzt.