Regensburg – Jahre nach dem Salmonellen-Skandal um die niederbayerische Firma Bayern-Ei beginnt der Prozess gegen den früheren Geschäftsführer. Er muss sich ab Montag vor dem Landgericht Regensburg verantworten. Ihm werden unter anderem Körperverletzung mit Todesfolge, gewerbsmäßiger Betrug sowie lebensmittel- und tierschutzrechtliche Verstöße vorgeworfen. Laut seinem Anwalt weist der Mann diese Vorwürfe allesamt zurück.
Als Inhaber des Legehennen-Mastbetriebs aus Aiterhofen (Kreis Straubing-Bogen) soll der Angeklagte aus Sicht der Ermittler im Jahr 2014 Eier mit der Kennzeichnung Güteklasse A ausliefern haben lassen, obwohl in den Produktionsstätten Salmonellen nachgewiesen worden waren. Zwischen Juni und Oktober 2014 sollen mindestens 187 Konsumenten aus Deutschland, Österreich und Frankreich an Salmonellen erkrankt sein, ein Mensch starb. Handelspartner zahlten für die demnach nahezu wertlose Ware rund fünf Millionen Euro.
Die Staatsanwaltschaft hatte Ende 2016 Anklage erhoben. Im Juli 2017 gab das Landgericht ein Gutachten in Auftrag, das klären sollte, ob Salmonellen-Erreger aus Eiern der Firma Bayern-Ei den Tod eines österreichischen Patienten im September 2014 verursacht hatten. Die Kammer hielt einen Zusammenhang für so wahrscheinlich, dass sie das Verfahren dem Schwurgericht zuordnete. Vor diesem werden Verbrechen verhandelt, bei denen durch ein Vorsatzdelikt der Tod eines Menschen hervorgerufen wird.
Die Firma Bayern-Ei stellte ihren Betrieb ein. Im Sommer 2018 gab es in Aiterhofen Streit um die zukünftige Nutzung durch einen Investor. Einen erneuten Hühner-Mastbetrieb lehnten Bürger und Gemeinderat ab.
Der Fall hatte auch politische Dimensionen angenommen: So hatte die Opposition der Staatsregierung unter anderem vorgeworfen, dass es 2014 keine öffentliche Warnung vor den Bayern-Ei-Eiern gab. Ein Untersuchungsausschuss hörte knapp 80 Zeugen, darunter den früheren Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU). Die CSU sah daraufhin die Vorwürfe gegen das Umweltministerium und die Behörden widerlegt. Ihrer Ansicht nach gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass die Firma Bayern-Ei begünstigt oder die Bevölkerung mangelhaft über den Skandal aufgeklärt wurde. Die SPD dagegen blieb bei ihren Vorwürfen, wonach die Staatsregierung Interessen der Industrie vor das Interesse der Verbraucher gestellt hat. Auch Grüne und Freie Wähler – letztere noch in der Opposition – sahen die Staatsregierung nicht als entlastet an. lby