Welcher unappetitliche Teufel hat den Maßschneider wohl geritten, als er ihm ausgerechnet einredete, eine der verpöntesten Sportarten, die allerdings schon von Jugend an geübt wird, schmackhaft zu machen: das Nasebohren? Ja pfui Deifi, graust denn dem vor gar nichts? Aber was soll ein Schreiberling machen, wenn es ein Notfall ist und ihm momentan nichts Besseres einfällt?
Er hat diese Fingerfertigkeit schon von klein auf geübt, von Vater und Mutter gerügt, aber von der kleinen Schwester eifrig nachgeahmt. Es bleibt einem halt nichts anderes übrig, wenn es in der Nase juckt. Dieser Fingersport geht den Nasenrammeln an den Kragen, die meist unbeachtet entsorgt leider nicht im Abfall oder Taschentuch landen, sondern schlicht und einfach geerdet werden.
Der Maßschneider muss gestehen, dass er schon seit Kindesbeinen ein Nasenbohrer gewesen ist und in unbeobachteten Momenten auch jetzt noch manchmal darauf zurückgreift, wenn auch Kritikaster jetzt laut protestieren werden. Diese sollten sich lieber daran erinnern, dass auch im Fernsehen immer wieder Politiker und andere hochgestellte Persönlichkeiten ertappt werden, wie sie mit den Fingern nach der Nase greifen, aber sich dann erschreckt das Bohren verkneifen. Auch in gewöhnlichen Familien sind besonders bei jüngeren Jahrgängen Nasenbohrer vermehrt zu beobachten.
Das Nasenfundgut, etwas lapidar „Rammel“ genannt, nicht zu verwechseln mit dem „gscherten Rammel“, gegen den der Naseninhalt eine Lappalie ist. Nasenbohren ist ein mit Recht verleumdeter Sport für Langfinger und mit Nasenbopperln vollgefüllten Zinken.
Der Maßschneider räumt ein, dass auch er schon hin und wieder Nase gebohrt hat, und dass er über seinen Fund nicht erschrocken, sondern eher zufrieden war. Freilich ist er als Ertappter getadelt worden, aber er hat das Eliminieren der Nasenfüllung als durchaus befreiend empfunden, aber hauptsächlich gebohrt, wenn er dabei unbeobachtet blieb. Merke: Wer nie Nase gebohrt hat, der werfe den ersten Stein.
An dieser Stelle schreibt unser Turmschreiber