Auf der Suche nach Wilke-Wurst

von Redaktion

München – Vor fast 20 Jahren erreichte der Rinderwahnsinn BSE seinen vorläufigen Höhepunkt. Infolge der Krise wurde die EU-Basisverordnung erlassen. Eine Vorgabe in dem Gesetz: die Rückverfolgbarkeit. Das bedeutet, dass bei einem Produkt jederzeit festgestellt werden kann, wann und wo durch wen die Ware gewonnen, hergestellt, verarbeitet, gelagert, transportiert sowie verbraucht oder entsorgt wurde.

Genau das ist im Fall Wilke aber nicht möglich: „Die Behörden können bis heute nicht sagen, wo genau die vom Rückruf betroffenen Wilke-Produkte abgegeben oder weiterverarbeitet wurden“, kritisiert ein Sprecher des Vereins Foodwatch, der gegen die verbraucherfeindlichen Praktiken der Lebensmittelindustrie kämpft. Die Gefahr lauert vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln wie tiefgekühlter Salami-Pizza oder Lasagne. Hat einer der Lieferanten womöglich verkeimte Wurst zugeliefert? „Es ist nicht auszuschließen, dass in verarbeiteten Lebensmitteln noch anteilig Wilke-Wurst im Handel unterwegs ist“, warnt Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern. Auch in München wurden 1000 Betriebe mit Wilke-Ware beliefert.

Schlechte Informationspolitik, mangelnde Transparenz und Personalmangel bei den Kontrollen führen aus Sicht der Verbraucherschützer immer wieder zu Lebensmittelskandalen. Bemerkenswert: Seit 2012 hat sich die Zahl der Warnungen vor gesundheitsschädlichen Lebensmitteln in Bayern auf dem Portal Lebensmittelwarnung.de verdreifacht – von 52 auf über 150 Meldungen. Eine zentrale Forderung an die Politik ist, die Verantwortung für die Lebensmittelüberwachung auf Länderebene zu legen. Bislang sind die Kommunen zuständig. Krehl sagt: „Das ist angesichts komplexer, internationaler Lieferketten nicht mehr zeitgemäß.“

Bayern hat 2018 erste Konsequenzen gezogen und eine neue Behörde gegründet, die beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit angesiedelt ist. 90 Kontrolleure überprüfen rund 600 überregional tätige Unternehmen. Auf Anfrage teilt das bayerische Verbraucherschutzministerium lediglich mit, dass man sich für weitere personelle Verstärkung der Kreisverwaltungsbehörden einsetze.

Derzeit gibt es bayernweit über 500 Stellen. In München sind momentan 45 Kontrolleure im Einsatz – und das für 25 000 Betriebe.

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