UNTER MEINEM WEISS-BLAUEN HIMMEL

Rezepte gegen den Herbstblues

von Redaktion

Wie ein warmer Mantel legte sich die Sonne noch einmal auf die herbstliche Landschaft. Typisch für den Altweibersommer: die Spinnfäden in den Morgenstunden. Sie sind wahrscheinlich der Grund für seinen Namen: „weiben“, ein altdeutscher Ausdruck für das Knüpfen von Spinnfäden. Da sie im Sonnenlicht wie lange, silberne Haare glänzen, heißt es im Volksmund, alte Weiber hätten ihre Haare beim Kämmen verloren.

Ich erinnere mich, 1989 zog eine Dame vor Gericht, weil sie sich diskriminiert fühlte. Weib? Abfällig! Altes Weib? Eine Unverschämtheit! Die Richter erkannten aber keine Frauenfeindlichkeit, die Klägerin musste die Gerichtskosten tragen. Ihre Laune hat sich durch das Urteil nicht verbessert.

Buntes Laub, das leuchtende Gelb der Kürbisse, hier und dort ein Drache, der in den blauen Himmel steigt… Es ist ein heiterer Monat, der zu Ende geht. Am 27. Oktober stellen wir die Uhren wieder einmal eine Stunde zurück. Erst 2021 soll endlich Schluss sein mit der lästigen Zeitumstellung. Wer’s glaubt…

Am 31. Oktober heißt es wieder „Süßes, sonst gibt’s Saures, Halloween, na ja! Aber für Kinder natürlich ein großer Spaß. Lachende Kürbisgesichter stehen auf den Fensterbänken und im Garten. Übrigens: Bei der weltgrößten Kürbisausstellung in Ludwigsburg vor wenigen Wochen wurde wieder einmal klar: Der dickste Kürbis kommt natürlich aus dem Freistaat. Stolze 687,5 Kilo wiegt das Prachtexemplar eines bayerischen Züchters.

November – Allerheiligen und Allerseelen, der traditionelle Gang auf den Friedhof, Gedenken an jene, die nicht mehr unter uns weilen. Und irgendwie verbindet man mit diesem Monat Nebelschwaden, Nieselregen, feuchte Kälte, Schnupfen, schwindendes Licht. Das Glückshormon Serotonin verflüchtigt sich.

November, ihm fehlt so jeder Glanz? Ich persönlich finde das gar nicht. Mit meinen Glückshormonen ist alles bestens. Ich brauche nur einen Blick in den Veranstaltungskalender zu werfen: volles Programm. Theaterzeit. „Ach, die Karten sind alle so teuer, und wenn mich etwas interessiert, dann ist ohnehin schon alles ausverkauft.“ Wer kennt sie nicht, diese Argumente? „Es ist Sparsamkeit am Himmel“, sagt Banquo in Macbeth. Shakespeare wusste nicht, dass man in München und Umland auch an dunklen, sternenlosen Abenden bestens unterhalten wird. Es muss nicht immer Oper und das große Schauspiel sein. Vergnügliches bieten die vielen kleinen Bühnen, Kabaretts, musikalische Events, Gastspiele der Tournee-Theater in ländlichen Gegenden.

Nicht nur schöne Unternehmungen stärken das Immunsystem, sondern vor allem die Gespräche mit anderen Menschen. Für eine Theaterkarte in der Schlange anstehen, vielleicht gar kein lästiges Übel, sondern Zeit für einen netten Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten?

„Ich hab’ den Herbstblues!“ Dieser Satz schwirrt durch die Gegend. Was war das denn früher? Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, diesen Begriff in meiner Jugend jemals gehört zu haben. Wir lieben doch unsere vier Jahreszeiten… Der Herbst gehört einfach dazu.

Einmal innehalten, über sich nachdenken, es sich zu Hause einfach gemütlich machen! Bei Kerzenlicht, einer Tasse heiße Schokolade, feinem Kuchen – am 15. November ist übrigens Tag des Guglhupfs! – wird einem warm ums Herz.

In diesem Sinn –

herzlich

Ihre Carolin

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