Friedensangebot für die Jäger

von Redaktion

Der Bayerische Jagdverband will nach dem Trubel um Präsident Jürgen Vocke endlich zur Ruhe kommen. Ein erster Schritt war die Delegiertenversammlung in Schrobenhausen. Dort machten die verunsicherten Mitglieder nicht nur ihrem Ärger und ihren Sorgen Luft – es gab auch ein Friedensangebot.

VON KATHRIN BRACK

Schrobenhausen – Die Sitzung dauerte schon mehrere Stunden, als das Präsidium des Bayerischen Jagdverbands (BJV) den Delegierten einen Friedensvorschlag unterbreitete. 47 Abwahl- und Misstrauensanträge aus 15 Kreisgruppen waren zuvor eingegangen, und die meisten hatten eine Personalie zum Thema: Verbandspräsident Jürgen Vocke. Der 76-Jährige, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Veruntreuung und Unterschlagung ermittelt, hatte vor zwei Wochen erklärt, sein Amt ruhen zu lassen.

„Damit wir nicht jeden Abwahl-Antrag einzeln behandeln müssen, haben wir den Delegierten einen Befriedungsantrag zur Wahl gestellt“, erklärt Thomas Schreder. Der Erdinger führt den Verband kommissarisch mit Schatzmeisterin Mechthild Maurer. Die Kernpunkte des Antrags: Bis zur Neuwahl beim Landesjägertag Ende März in Lindau, der sich nun das komplette Präsidium stellen wird, lässt Vocke sein Amt ruhen und erklärt dafür den Verhinderungsfall. „Außerdem verzichtet er auf die Aufwandsentschädigung.“ Der langjährige Präsident, der nicht bei der Versammlung war, hatte bereits im Vorfeld per Unterschrift seine Zustimmung erklärt. Eigentlich hatte die außerordentliche Delegiertenversammlung auch den abschließenden Bericht des Wirtschaftsprüfers auf der Tagesordnung. Der Inhalt des Berichts war Auslöser einer Strafanzeige gegen Jürgen Vocke gewesen. „Den Tagesordnungspunkt mussten wir allerdings streichen“, sagt Schreder. Der Grund: Wegen der laufenden Ermittlungen ist der Bericht noch nicht abgeschlossen. „Außerdem ist unklar, ob wir an alle Daten kommen.“

Die Causa Vocke war ohnehin das bestimmende Thema bei der Versammlung, zu der 139 der 159 Kreisverbände nach Schrobenhausen gekommen waren. „Viele Delegierte sind mit einer Portion Unsicherheit und Wut im Bauch angereist“, sagt Thomas Schreder. „Man hat gemerkt, dass sie einen großen Informationsbedarf haben.“ Daher habe man sich entschlossen, endlich Raum und Zeit für Fragen und Kritik zu bieten. „Unsere Mitglieder wollen eine vollumfängliche Aufklärung und sollen in Zukunft wieder korrekt informiert werden.“

Einer, der diese Informationen aktiv einfordern will, ist Walter Bott, Der Vorsitzende der Freisinger Jäger hatte mit seiner Kreisgruppe ebenfalls zwei Anträge zur Amtsenthebung gestellt. Eindeutig sei die Gemengelage am Anfang nicht gewesen. „Es hat unter den Teilnehmern durchaus welche gegeben, die Herrn Vocke zum Weitermachen animieren wollten“, sagt Bott.

Er selbst ist froh, dass „die Ära Vocke beendet“ ist und hat dem Befriedungsantrag zugestimmt – wie 94 Prozent der Delegierten. Mehr als 600 der 650 gezählten Stimmen wurden für den Antrag abgegeben. „In den letzten Monaten ist einiges an Porzellan zerschlagen worden“, sagt Bott. Der Kompromiss, den er selbst mitgetragen hat, „ist ein guter Anfang für einen echten Neubeginn“.

Darauf hofft auch Thomas Schreder. „Wir haben viele Sachthemen, die sehr wichtig sind: der Bär im Kreis Garmisch-Partenkirchen, die Hasenpest oder der Waldpakt des Ministerpräsidenten“, zählt er auf. Die interne Auseinandersetzung war gleichwohl wichtig: „Es kam natürlich auch Kritik, aber da bin ich keinem bös“, sagt Schreder. „Jäger sind emotional und das gehört auch so.“ Nun gehe es darum, das Thema Vocke aufzuarbeiten – und sich dann dem Fachlichen zuzuwenden.

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