München – „Es ist die höchste Ehre in der jüdischen Welt. Und Sie verdienen diese wie niemand anders.“ Es waren starke Worte, die der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, am Montagabend für Angela Merkel (CSU) gefunden hat. Die Verleihung des Theodor-Herzl-Preises an die deutsche Bundeskanzlerin machte die Israelitische Kultusgemeinde am Jakobsplatz wohl zum bestbeschützten Ort der Bundesrepublik. Im Herzen von München fanden die Festredner Lob für das, was die Kanzlerin für das jüdische Leben getan hat. Alle nutzten den Abend aber auch, um mahnende Worte zu finden. Wie Merkel selbst vor den 400 internationalen Ehren-Gästen.
Sie warnte davor, dass Judenhass in Deutschland „immer offener und ungehemmter“ nach außen getragen wird. Sie sprach die Hetze im Internet genauso an wie den Vorfall in Halle mit dem gescheiterten Versuch, in der dortigen Synagoge ein Blutbad anzurichten. Was zwei Menschenleben forderte, nannte Merkel „ein abscheuliches Verbrechen, das uns zutiefst beschämt.“ Der Antisemitismus, „der sein Unwesen treibt“, erfülle sie mit größter Sorge. Damit sprach Merkel Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) aus der Seele, der sich für den Schutz jüdischen Lebens in Bayern und Deutschland stark machte. „Ihre Sache ist unsere Sache. Es gibt kein Ihr, immer nur ein uns.“ Zugleich forderte Söder härtere Strafen für Hetzer und Täter.
„Wir müssen zusammenstehen gegen Antisemitismus, Rassismus, Islamophobie, Fremdenhass und Homophobie“, forderte Lauder und lobte Merkel: Sie stehe wie ein Bollwerk dagegen und sei „die Hüterin der Zivilisation“ Auch für Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, gab es nun keine bessere Wahl für den Theodor-Herzl-Preis, der schon an den früheren US-Außenminister Colin Powell und den ehemaligen US-Vizepräsidenten Joe Biden ging. „Machen Sie weiter so“, sagte sie zu der Kanzlerin. „Mit Ihrem Einsatz für jüdische Bürger in unserem Land, für Europa und für Israel als jüdischem Staat wüsste ich keinen würdigeren Preisträger als Sie.“
NADJA HOFFMANN