München/Prag – Nach dem Ende der politischen Eiszeit sollen Bayern und Tschechien ihre neue Freundschaft anwärmen. Aus der CSU kommt der Anstoß, das Verhältnis zu Prag zu vertiefen. „Was Deutschland und Frankreich mit dem Élysée-Vertrag schafften, sollten wir mit einem Donau-Moldau-Vertrag machen“, sagt der CSU-Landtagsabgeordnete Gerhard Hopp (38) – „gerade extra jetzt, wo in Europa so viele national unterwegs sind. Wir Bayern wollen die Brücke zu Osteuropa sein“.
Hopp führt die „Junge Gruppe“ seiner Fraktion im Landtag. In einem Diskussionspapier schlägt sie vor allem eine „Sprachoffensive“ vor: In den Landkreisen an der Grenze soll in den Kindergärten und Grundschulen das Tschechisch-Angebot ausgebaut werden, „um schon bei den Jüngsten das Interesse an der Sprache des Nachbarlandes zu wecken“. Für ähnliche Vorstöße wollen die jungen Abgeordneten in Tschechien werben. Zweiter Schwerpunkt soll der Ausbau der quälend langsamen Bahnverbindung von München (einschließlich Flughafen) nach Prag sein. „Man muss jetzt endlich den Planungsauftrag erteilen“, verlangt Hopp: „Die Tschechen warten nur auf uns.“ Das Projekt ist in den „Vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen. Weitere Akzente könnten Digital- und Klimapartnerschaften über die Grenze hinweg sein. Das Papier liegt unserer Zeitung vorab vor.
Ministerpräsident Horst Seehofer hatte mit einer historischen Prag-Reise 2010 eine 65 Jahre währende Eiszeit beendet. Nachfolger Markus Söder erwägt ebenfalls eine Reise nach Prag.
Hopps Stimmkreis ist Cham in der Oberpfalz. Er unterhält enge Kontakte nach Prag, studierte selbst in Brünn und Regensburg – und promovierte über die heiklen Beziehungen: „Ich bin da Überzeugungstäter.“ cd