Ansbach – Allüberall Fachkräftemangel: Mittlerweile leiden auch Privatschulen darunter. Eine katholische Realschule in Schillingsfürst in Mittelfranken geht nun einen ungewöhnlichen Weg: Sie sucht ihren neuen Direktor über das Internet, auf der Video-Plattform „Youtube“.
Knapp zwei Minuten ist das Video lang: In der Lehrküche kochen alle gemeinsam ein Süppchen, doch am Ende rollt ein Ball im Direktorenzimmer ins Leere, und gewünscht werde jemand, der „Feuer und Flamme dafür ist, mit einer kleinen, familiären und christlichen Schulgemeinschaft zu arbeiten“. Es ist eine ungewöhnliche Bewerbersuche, doch es wird für Privatschulen zunehmend schwieriger, offene Stellen zu besetzen. Aktuell haben alle staatlichen Gymnasien einen Leiter oder eine Leiterin, bei den Realschulen ist nur ein Prozent der Posten unbesetzt, doch bei den 170 Schulen, die zum katholischen Schulwerk in Bayern gehören, sind derzeit 3,5 Prozent ohne Leiter. Denn es gibt generell wenige Lehrer auf dem Markt, der ländliche Raum ist offenbar auch bei Lehrern unattraktiver, und: Die Entlohnung ist in den Privatschulen etwas geringer.
Während 2018 rund 92 Prozent der staatlichen Lehrer in Bayern verbeamtet waren, ist die große Mehrheit bei den privaten Schulen „nur“ angestellt. Beim katholischen Schulwerk haben nur zehn Prozent den Status eines Kirchenbeamten. Zwar verdienen die Angestellten auf den ersten Blick annähernd dasselbe wie die verbeamteten Kollegen, doch haben sie deutlich mehr Abzüge. Hinzu kommen die Unterschiede zwischen Pension und Rente.
„Momentan ist der Lehrermarkt in Bayern leer gefegt, fast alle Lehrer werden vom Freistaat übernommen“, sagt eine Vertrauenslehrerin, die nicht genannt werden möchte. „Obwohl die privaten Schulen einen guten Ruf genießen, entscheiden sich nur Menschen, die sehr bewusst eine christliche Schule als Arbeitgeber bevorzugen oder vom Staat eine sehr unlukrative Stelle angeboten bekommen, für eine Privatschule ohne staatliche Anreize.“
Bei der Schulleitersuche kommt erschwerend hinzu, dass diese Funktion nicht mehr so gefragt ist, sagen Rektoren, Konrektoren und Lehrer verschiedener Schulen hinter vorgehaltener Hand: Immer weniger Kollegen seien dazu bereit, für unbedeutend mehr Gehalt deutlich mehr Arbeit und Verantwortung zu übernehmen. dpa